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Aller guten Dinge sind Drei


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Drei BY Farben/Schwarz Release 19.01.2018 Label Streamen
Es ist ein beachtliches Phänomen, dass die Punkrock- und Post-Hardcore-Szene in Deutschland zur Zeit ziemlich großen Anklang findet. Mindestens genau so beachtlich ist die schiere Anzahl an Bands, die sich gründen und ihr Glück versuchen. Farben/Schwarz ist eine von denen und schon der Name mit dem Schrägstrich ist etwas Besonderes. Nach den innovativ benannten EPs Eins und Zwei, die 2015 und 2016 erschienen, sind 2018 aller guten Dinge endlich – Drei.

Die gerade mal 15-minütige EP fährt mit fünf Songs auf. Ein Blatt nehmen die vier Hamburger nicht vor den Mund, weder musikalisch noch lyrisch. Schon das Intro des ersten Songs “Apokalypse Superior” wechselt in kurzer Zeit zwischen weichen und harten Tönen, bis der Sänger anfängt zu singen; manch einer mag es eher als Screamen bezeichnen. Jedoch leiden die guten Texte unter der Tatsache, dass die Stimme mehr im Hintergrund liegt:

Was keiner sagt und auf Insta sieht
Ganz schön viel Plastik im Paradies/
Was das Bild stört
Wird (einfach) weggespült

Scheint Drei im ersten Moment nicht viel anders zu machen als andere Bands, sollte man die vorherigen Werke in Betracht ziehen: Für die neue EP wollten Farben/Schwarz “musikalische Subgenre-Grenzen [ausloten]”, wie sie es selbst auf ihrer Seite schreiben. Genau das haben sie mehr oder weniger geschafft. Setzte man auf den meisten der alten Songs noch auf cleanen Gesang mit gelegentlichen Screams, haben sie hier den Spieß umgedreht. Cleane Stellen sucht man fast vergebens. Sozusagen Post-Hardcore-Screamo.

Die Single „Darfs ein bisschen fair sein“ ist samt Video schon ein kleines Meisterwerk. Jedwede Werbung wird ins Lächerliche gezogen – die Lyrics sind dazu noch wunderbar eingebaut.

Crispy, lecker
Friedensversprechen
Und das schmeckt auch noch!

Jeder Bissen
Kerngesunde Dissonanzreduktion

Glaubst du das alles?

Wirkt diese Passage eher befremdlich, gliedert sie sich jedoch wunderbar in die Thematik ein, dass man ohne zu hinterfragen jeden Scheiß der Großkonzerne glaubt. Die Worte fühlen sich durchweg bedacht an, auch wenn „Dissonanzreduktion“ etwas aus dem Ganzen herausfällt, obwohl die Bedeutung durchaus Relevanz zeigt: man weiß, dass etwas nicht gut ist, macht es aber trotzdem, weil man ja nicht auf sein Lieblingsessen verzichten möchte.

Farben/Schwarz haben eine kurzweilige, aber intensive EP veröffentlicht. Die Texte leben von Gesellschaftskritik und sind ebenso einschlägig wie der härtere Sound im Gegensatz zum Alten. Die Entwicklung, die Farben/Schwarz in den letzten drei Jahren vollzogen haben, kann sich sehen lassen. Die Zukunft von deutschsprachigem Post-Hardcore ist nun unter anderem auch von Farben/Schwarz gesichert.


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 February 22, 2018  4m