SWR2 am Samstagnachmittag

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Wilhelm Busch, "Bedächtig" und "Der Einsame": "Wer einsam ist, der hat es gut..."


Vorgestellt von Kerstin Bachtler | Wilhelm Busch, er konnte zeichnen und lustige Gedichte schreiben. Weniger bekannt ist, dass der Dichter und Maler häufig gar nicht in fröhlicher Stimmung war und als eigenbrötlerischer Junggeselle lebte. Umso verwunderlicher, dass er in seinem Gedicht "Bedächtig" ein erstaunlich tiefes Verständnis für das Gefühlsleben eines Verliebten beweist. In krassem Gegensatz dazu steht sein stark biografisch gefärbtes Gedicht "Der Einsame". Längen Zitate: 3'10 Sprecher: Wolfgang Reinsch und Heiner Schmidt San GED 3.3. Wilhelm Busch, "Bedächtig" und "Der Einsame" Anmod.: Wilhelm Busch ist der Erfinder von Max und Moritz und der Frommen Helene, er konnte zeichnen und lustige Gedichte schreiben - das ist es, was viele über Wilhelm Busch wissen. Weniger bekannt ist, dass der Dichter und Maler häufig gar nicht in fröhlicher Stimmung war, rauchte und trank und seiner Schwester, die ihm den Haushalt führte, das Leben schwer machte. Er war ein eigenbrötlerischer Junggeselle, der in seinen humorvollen Texten auch häufig brutale und pädagogisch fragwürdige Verhaltensweisen beschrieb, die bis heute nicht unumstritten sind. Dennoch gelang es ihm in seiner Lyrik auch, zarte und liebevolle Töne anzuschlagen. In seinem Gedicht "Bedächtig" stellt er einen verliebten Mann vor und beweist dabei ein erstaunlich tiefes Verständnis für dessen Gefühlsleben. In krassem Gegensatz dazu steht sein Gedicht "Der Einsame". Kerstin Bachtler stellt uns heute beide Gedichte vor. Wir beginnen mit "Bedächtig" - gelesen von Wolfgang Reinsch. Ich ging zur Bahn. Der Abendzug Kam erst um halber zehn. Wer zeitig geht, der handelt klug, Er kann gemütlich gehn. Der Frühling war so warm und mild, Ich ging wie neubelebt, Zumal ein wertes Frauenbild Mir vor der Seele schwebt. Daß ich sie heut noch sehen soll, Daß sie gewiß noch wach, Davon ist mir das Herz so voll, Ich steh und denke nach. Ein Häslein, das vorüberstiebt, Ermahnt ich: Laß dir Zeit, Ein guter Mensch, der glücklich liebt, Tut keinem was zu leid. Von ferne aus dem Wiesenteich Erklang der Frösche Chor, Und überm Walde stieg zugleich Der goldne Mond empor. Da bist du ja, ich grüße dich, Du traulicher Kumpan. Bedächtig wandelst du wie ich Dahin auf deiner Bahn. Dies lenkte meinen Denkersinn Auf den Geschäftsverlauf; Ich überschlug mir den Gewinn. Das hielt mich etwas auf. Doch horch, da ist die Nachtigall, Sie flötet wunderschön. Ich flöte selbst mit sanftem Schall Und bleib ein wenig stehn. Und flötend kam ich zur Station, Wie das bei mir Gebrauch. O weh, was ist das für ein Ton? Der Zug, der flötet auch. Dort saust er hin. Ich stand versteint. Dann sah ich nach der Uhr Wie jeder, der zu spät erscheint. So will es die Natur.


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 March 2, 2018  5m