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episode 247: Feuilletöne - Sendung 247 - Ulrich Alexander Boschwitz, MGMT, Annihilation und Balvenie 12 Single Barrell


Wir lasen ‚Der Reisende‘ von Ulrich Alexander Boschwitz, hörten ‚Little Dark Age‘ von MGMT, sahen den Film ‚Annihilation‘ und verkosteten einen Balvenie 12 Single Barrell. Unsere Amazon Wunschliste: https://www.amazon.de/wishlist/36WF7LHD12UZ5

Gelesen

Ulrich Alexander Boschwitz – Der Reisende (Klett-Cotta)

Ulrich Alexander Boschwitz wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns 1915 in Berlin geboren. Seine Mutter stammte aus einer Lübecker Senatorenfamilie. Da er Jude war, musste er während des Nationalsozialismus emigrieren und ging so 1935 nach Schweden, von dort weiter nach Norwegen und 1936 nach Frankreich. In den Jahren 1937 und 1938 hielt er sich in Luxemburg und Belgien auf und ging schließlich 1939 nach England. Nach Kriegsausbruch wurde er dort als ‚Enemy Alien‘ (feindlicher Ausländer) interniert und in ein Internierungslager nach Australien verlegt. 1942 wurde das Schiff, auf dem er sich auf der Rückreise nach England befand, von einem deutschen U-Boot torpediert und ging unter. Boschwitz wurde nur 27 Jahre alt. Sein Roman ‚Menschen neben dem Leben‘ wurde 1937 in schwedischer Übersetzung verlegt. Sein zweites Buch ‚Der Reisende‘ erschien unter dem Pseudonym John Grane 1939 in London in englischer Sprache unter dem Titel ‚The man who took trains‘ und 1940 in den USA als ‚The Fugitive‘. Eine weitere Übersetzung erschien 1945 in Frankreich als ‚Le fugitif‘. Von den beiden Romanen ist bisher nur der ‚Der Reisende‘  im Jahr 2018 bei Klett-Cotta in deutscher Originalsprache verlegt worden.

Es geht in diesem Roman um den jüdischen Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, der in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Hab und Gut gebracht wird. Die Familie muss er zurücklassen. Lediglich mit einer Aktentasche voll Geld, die er retten konnte, reist er von nun an ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Der Versuch, illegal die belgische Grenze zu überqueren, scheitert aber. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in D-Zügen, auf Bahnsteigen und in Bahnhofsrestaurants. Hier trifft auf Flüchtlinge und auf Nazis; auf gute wie auf schlechte Menschen. Es wird in diesem Buch sehr eindrücklich die Atmosphäre beschrieben, die im Deutschen Reich herrschte. In den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, werden die LeserInnen in die Lage versetzt, die Lebenswirklichkeit jener Tage zu zumindest in Ansätzen nachzuempfinden.

Gehört

MGMTLittle Dark Age

MGMT ist eine Indietronic-Band aus New York. Sie wurde 2002 von Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser gegründet. Sie lernten sich auf der Wesleyan University in Connecticut beim Studium experimenteller Musik kennen und begannen, ihre gemeinsamen Vorstellungen in Kurzauftritten vor studentischem Publikum umzusetzen. Sie traten regelmäßig innerhalb der Universität auf. Sie nannten sich zunächst The Management, später einfach nur noch MGMT. 2007 wurde ‚Oracular Spectacular‘ veröffentlicht. Danach erlangten sie u.a. durch Auftritte bei David Letterman und Jools Holland größere Bekanntheit. Außerdem ist ‚Time to Pretend‘ auf dem Soundtrack des 2008 angelaufenen Films ’21‘ als Eröffnungssong zu finden. Ferner lief der Song in der britischen Fernsehserie ‚Skins‘ und befindet sich, ebenso wie einige andere Songs der Band, im Soundtrack diverser Computer- und Konsolentitel. Single und Album stiegen ab 2008 international in die Charts ein. Das folgende Album mit dem Titel ‚Congratulations‘ wurde 2010 veröffentlicht. Die Band hatte das komplette Album als kostenlosen Stream auf ihrer Website bereitgestellt, nachdem das Album in verschiedenen Tauschbörsen aufgetaucht war. Die Zeitschrift Musikexpress kürte das Album zum Album des Jahres. 2013 veröffentlichten MGMT das Album mit dem überraschenden Namen ‚MGMT‘, nachdem es bereits eine Woche früher als Stream verfügbar gemacht wurde.

‚Little Dark Age‘ ist das vierte Album der New Yorker Band, und es ist ein bisschen anders als die Vorgänger. Es sind viel mehr Songs auf diesem Album, die man gemeinhin als Pop bezeichnen würde. Was die Texte angeht, ist man aber weiterhin elaboriert und engagiert unterwegs. Der Titel ‚Little Dark Age‘ soll Ausdruck von Bestürzung ob des aktuellen politischen und sozialen Klimas sein. Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten war einer der Gründe für den Titel des Albums und einige Texte. Die Band kommentierte in einem Interview das Ganze mit den folgenden Worten: „We were like, ‚Wow, is it actually possible for the most impossible thing to happen?… Apparently, we were more inspired to write pop music after evil took over the world.“ Weniger Komplex als die Vorgänger, aber nicht minder intensiv. MGMT zeigen mal wieder, dass elektronische Musik sehr anspruchsvoll sein kann.

Gesehen

Annihilation

Annihilation ist ein US-amerikanisch-britischer Science-Fiction-Film von Alex Garland. Das Drehbuch – ebenfalls von Garland – basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jeff VanderMeer. Die Darsteller der fünf Wissenschaftlerinnen, die mysteriöse Vorgänge aufdecken sollen, sind Natalie Portman, Jennifer Jason Leigh, Gina Rodriguez, Tuva Novotny und Tessa Thompson. In den USA, Kanada und China kam der Film Anfang des Jahres 2018 in die Kinos. Die deutschsprachige Erstveröffentlichung fand beim Streaming-Anbieter Netflix statt.

Das Expeditionsteam ist bereits das zwölfte, das in ein Gebiet geschickt wird, das als ‚Area X‘ bekannt ist, es besteht aus fünf Wissenschaftlerinnen. Seit sich vor drei Jahren etwas mysteriöses ereignete, überwuchert in ‚Area X‘ ein als „Schimmer“ bezeichnetes Schild das Land sowie die letzten Überbleibsel menschlicher Zivilisation und breitet sich weiter aus. Die Gruppe soll nicht nur das Areal und seine Tier- und Pflanzenwelt erforschen, sondern auch die Ursachen dieses Vorfalls aufdecken. Die vorherigen Teams sind spurlos verschwunden.

Verkostet 

Balvenie 12 Single Barrel

Die Balvenie Distillery ist eine Brennerei in Dufftown, in Schottland. Die Brennerei wurde 1892 von William J. Grant erbaut, der auch Glenfiddich gründete. Der erste Brennvorgang fand 1893 statt. Balvenie liegt heute noch unterhalb der Glenfiddich Destillerie. Wenn man in Dufftown sagte, »Rome was built on seven hills, Dufftown was built on seven stills«  so haben die Grants hier also ihren Teil gleich doppelt beigetragen. Mittlerweile befindet sich auf dem Areal auch noch eine dritte Brennerei der Grants: die 1990 eröffnete Kininvie Destillerie. Die Ortschaft Duffton wurde einst als Balvenie gegründet. Noch heute kann man die Ruinen von Balvenie Castle besuchen. Bei der Errichtung von Balvenie verwendete man u.a. kostengünstige gebrauchte Brennblasen von Lagavulin. Inzwischen verfügt die Brennerei über neun Brennblasen. Balvenie teilt sich mit Glenfiddich das Wasser zum Brennen, die Kesselschmiede, die Küfer und den Brennmeister David Steward. Im Gegnessatz zu Glenfiddich kommen 15 % des Malzbedarfes wohl noch von den eigenen Malting Floors. Auch der Torf unterscheidet die kleine von der großen Schwester. Obwohl es Balvenie schon so lange gibt, wurde der erste Single Malt erst 1973 abgefüllt. Bis dahin floss der Whisky in die hauseigene Verblendung. Die Brennblasen werden mit innenliegenden Dampfspiralen befeuert. Der Dampf selbst stammt aus der Abhitze Glenfiddichs.


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 April 6, 2018  49m