Das Filmmagazin

Schaut mit uns hinter die Leinwand! Jeden Sonntag nehmen wir im Podcast einen Film oder eine Serie genauer unter die Lupe. Was können wir daraus über uns und die Gesellschaft lernen? Wir sind Martin und Lucas. Wir lieben Filme und die Geschichten hinter den Filmen.

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episode 68: Filme über die DDR


Wie wurde und wird die DDR in Filmen dargestellt? Stasi-Land oder "Unsere Heimat"?

Die ehemalige Deutsche Demokratische Republik fasziniert auch 28 Jahre nach ihrem Zusammenbruch noch Historiker, Politologen und Filmschaffende. Sei es wegen des gelebten Sozialismus, der Ein-Parteien-Herrschaft oder der Staatssicherheit. In unserer 43. Episode blicken wir auf dieses Kapitel deutsch-deutscher Geschichte. Dabei interessieren uns vor allem Filme, die die DDR porträtieren, egal ob vor oder nach der Wiedervereinigung gedreht. Außerdem interessiert uns, wie verschiedene Akteure auf diese Darstellung Einfluss nehmen oder diese rezipieren.

Der DDR-Filmbetrieb in der Retrospektive

Ein echter Experte, was DDR-Filme angeht, ist Ralf Schenk. Er war früher Filmkritiker für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in der DDR und sitzt heute im Vorstand der DEFA-Stiftung. Wir sprechen nicht nur über seinen Job, sondern erfahren auch, was die Besonderheiten der sozialistischen Filmschmiede waren und wie westliche Staaten "das andere Deutschland" sahen. Gerade der Disney-Film Mit dem Wind nach Westen ist für Schenk ein Negativbeispiel für eine verzerrte Auseinandersetzung mit der DDR.

Ich kann mich nur noch an eine Szene erinnern, wo sich Familien an einem Gemüsestand um eine einzige dort liegende verschimmelte Zitrone gestritten hatten. Das war das Bild der DDR, wie man sich das in Hollywood so vorstellte. – Ralf Schenk

Nach der Wiedervereinigung beschäftigten sich vor allem viele Komödie über das Ende der DDR, ehe mit Das Leben der Anderen aus dem Jahr 2006 ein heftiger Einschnitt die Filmwelt traf und ernste Geschichten an Bedeutung gewannen. Welcher Film laut Schenk jedoch viel eher das Lebensgefühl der DDR einfängt, verrät er uns im Interview.

Die Sicht eines ehemaligen Kulturoffiziers der NVA

Mit der Wiedervereinigung gewann die Bundesrepublik auch etwa 17 Millionen neue Bürgerinnen und Bürger, die zuvor teilweise noch in verschiedenen Positionen oder Ämtern das DDR-System stützten. Helmut Werkmeister, Martins Opa, wurde Anfang der 70er Jahre vom Gefreiten zum Leutnant ernannt und kümmerte sich später als Offizier um die kulturelle Betreuung der Soldaten in einer Kaserne in Brandenburg. Uns erzählt er, wie er die DDR erlebt hat und welche Vorbehalte er gegenüber heutigen DDR-Filmen hat.

Das ist das, warum ich mir sowas nicht angucke, weil das völliger Blödsinn ist. Das ist Film ja, aber keine Realität. - Helmut Werkmeister

Dazu zeigen wir ihm auch Ausschnitte aus der Komödie NVA von Leander Haußmann und diskutieren, welchen Mehrwert selbst oberflächliche Filme über die DDR bieten können.

Fluchtgeschichten und "Ballon"

Wer über die DDR spricht, kommt wohl kaum um den Themenkomplex "Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze" von 1961 bis 1989 herum. Die Zahlen, wie viele Menschen letztlich einen Grenzübergang wagten, schwanken zwar je nach Quelle, doch im Gespräch mit Sarah Bornhorst von der Stiftung Berliner Mauer wird klar, wie gefährlich ein solches Unterfangen war.

Es sagt sehr viel aus über einen Staat, wenn Menschen zu so einem großen Teil versuchen zu fliehen. Und eben auch solche Risiken auf sich nehmen. Risiken bis dahin, dass sie getötet werden. – Sarah Bornhorst

Fluchtgeschichten verfolgten die DDR schon seit ihrer Gründung. Als einer der spektakulärsten gilt die geglückte Ballon-Flucht der Familien Strelzyk und Wetzel. 1979 flogen sie trotz Stasi-Großaufgebot den Behörden mit einem selbstgenähten Heißluftballon davon. Michael "Bully" Herbig kreierte daraus seinen ersten Thriller, der seit dem 27. September 2018 in den Deutschen Kinos zu sehen ist. Ob es einem Münchner Komiker gelungen ist, diesem geschichtsträchtigen Stoff gerecht zu werden, besprechen wir in unserer Filmkritik zu Ballon.

Danke!

Damit wir diese Folge produzieren konnten, war die Hilfe von vielen Menschen unglaublich wichtig. Wir danken Clemens Weichard für seine Interpretation unseres Filmvorführers Thorsten Schlotzkowski, Bony Stoev für die Jingle-Melodie und unseren Gästen Ralf Schenk, Helmut Werkmeister und Sarah Bornhorst. Außerdem danken wir Ilja Almendinger und Anne Feuerhack für die Betreuung und Konzeption der Sendung.

Das Filmmagazin ist ein EinfachTon-Podcast.


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 September 30, 2018  58m