Die dramatische Silvesternacht in Köln markiert eine Wende, jedenfalls nach Ansicht vieler Beobachter in Politik und Medien. Aber in welche Richtung dreht sich diese Wende? Zu mehr Aufrüstung bei der Polizei ? Zu schärferen Gesetzen gegen kriminelle Ausländer? Die Sprache derer, die schon immer gegen Fremde waren, ist seit Köln noch gewalttätiger geworden. Einschlägige Geschäfte melden eine rasante Nachfrage nach Selbstverteidigungswaffen. In manchen Läden ist Pfefferspray knapp geworden. Bürgerwehren melden Zulauf. Offenbar schürt das Versagen der Polizei in Köln und anderswo die Furcht, dass der Staat uns nicht mehr schützen kann. Dass sich Frauen jeden Alters nicht mehr sicher in der Öffentlichkeit bewegen können. Auch das gehört zur Wende seit Köln: Beteuerungen der Politik, der Rechtsstaat werde mit aller Härte gegen sexuelle Gewalt enthemmter Männerhorden vorgehen, wecken bei manchen nur noch Hohn und Misstrauen. Und das Gefühl- jetzt müsse man die Dinge selbst in die Hand nehmen. Eine gefährliche Entwicklung? Allerdings. Denn das staatliche Gewaltmonopol ist die Grundlage unseres Rechts und unserer freien Gesellschaft. Und wir haben lange gebraucht, bis wir dahin kamen.