Mehr als 30 Jahre haben die Grünen sich mit einem anscheinend unlösbaren Problem geplagt: wie wirken wir jung, bewegt und progressiv - und zugleich seriös, koalitionsfähig und verantwortungsvoll? Und jetzt, zack, klappt das einfach so. Robert Habeck kann an einem Tag mit Enteignungen kokettieren, am nächsten plaudert er staatsmännisch über Europa, seine Beliebtheit steigt in jedem Fall auf kanzlerhafte Traumwerte. Winfried Kretschmann kann Baden-Württemberg als bester CDU-Ministerpräsident aller Zeiten regieren, während Luisa Neubauer den Bürger mit radikalen Forderungen zur Rettung des Klimas traktiert - das wird kaum als Widerspruch wahrgenommen, sondern eher als hochintegratives Spektrum einer kommenden Volkspartei. Wobei die Begeisterung im Volk nicht gleichmäßig verteilt ist: die Grünen sind eindeutig eine Partei der besser Verdienenden und Gebildeten, vor allem im Westen. Nichtsympathisanten nehmen sie deswegen auch als eine Art FDP mit Moral wahr: strenge Buß- und Verzichtprediger, solange daraus keine Politik werden muss, in der Regierung dann aber in jede Richtung biegsam. Und so ist gerade vor Ostern die Frage erlaubt: ist das grüne Wunder echt oder muss man da einfach dran glauben?