Elbe505

Die Elbe verbindet die beiden Regionen östlich und westlich der Elbe: die Mecklenburgische Griese Gegend und das Hannoversche Wendland. In diesem Podcast hörst Du Interviews von Einheimischen und Zugezogenen beiderseits der Elbe. Wir laden Dich ein, unsere Regionen entlang von knapp 100 Streckenkilometern zu entdecken, zu hören und zu erleben. Wir machen Dich mit unserer Landschaft und Natur vertraut: mit Landnutzung, Höfen, alten Nutztierrassen, Natur und Umwelt. Wir berichten über unsere Orte und Kultur: über Siedlungsentwicklung, Alltagsleben, Kultur- und Industriedenkmale. Wir stellen unsere Märchen und Sprache vor: Wir erzählen unsere Sagen, präsentieren unsere literarischen Werke und sprechen Niederdeutsch bzw. Plattdeutsch, Wendisch bzw. Dravänopolabisch und Missingsch. Wir bieten Raum für Fragen und Antworten über unsere Region. Wir sind Sprachrohr aller Ziel- und Altersgruppen. Bei uns berichten Erwachsene, Kinder und Jugendliche, Laien sowie Akademiker aus Wissenschaft und Forschung. Erfahre mehr auf https://www.elbe505.de Betreiber der Plattform Elbe505...

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episode 1: Archäologie und Vampirglaube im Wendland - Interview mit Dr. Arne Lucke


Arne Lucke hat viel erlebt und viel von der Welt gesehen. Als Archäologe und Ethnologe hat er zahllose Länder bereist und war an vielfältigen Grabungen beteiligt. Im Hannoverschen Wendland war er als Kreisarchäologe tätig. Dennoch zog es ihn immer wieder in die Ferne. Egal mit welcher Kultur er sich beschäftigte, Lucke stellte häufig fest, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt: Die Angst vor Untoten und vor Vampiren existiert in nahezu allen Kulturen. Diese wendländische Variante des Vampirs wird plattdeutsch „Düwwelsüger“ („Doppelsäuger“) oder „Tweisüger“ („Zweisäuger“) genannt, in der Ethnologie auch als „Wiederkehrer“ oder „Nachzehrer“ bekannt. Der Vampirglaube ist wissenschaftlich auf vielfältige Weise belegt – archäologisch, ethnologisch und historisch. Durch seine vielfältigen Forschungen in verschiedenen Kulturen wird Arne Lucke über die Jahre zum „Vampir-Experten“. Bei Grabungen im Hannoverschen Wendland in Güstritz bei Lüchow stößt er in den 90er Jahren auf ein slawisches Skelett-Gräberfeld mit über 100 Grabstellen. Die Mehrheit weist eigenartige Besonderheiten auf. Der Kopf ist vom Rumpf des Leichnams getrennt. Steine beschweren das Brustskelett. Einige Tote liegen mit dem Kopf nach unten in der Grabstelle. Einige Grabstellen sind abgebrannt oder verkokelt. Lucke ist sich sicher: Die speziellen Bestattungsrituale weisen auf den im Hannoverschen Wendland verbreiteten Vampirglaube hin. Bevor sich früher in der Bevölkerung das Wissen um Infektionskrankheiten verbreiten konnte, versuchten sich die Menschen Todesfälle in der Familie mit „untoten Wiedergängern“ zu erklären. Im Interview erläutert der Archäologe, dass auch ein Zeitenwandel Angst vor Veränderung mit sich bringen könnte. Die westslawischen Siedler, die Wenden, seien einst vom Christentum überrollt worden. Heute fürchten sich die Menschen vor Globalisierung, Klimawandel und Digitalisierung. Daher sei gerade wieder eine neue Welle des Vampir-Trends zu spüren, so Lucke. Im Interview berichtet Lucke über die zeitgeschichtliche und experimentelle Archäologie. Historische Archäologie hat er in Rundlingsdörfern im Hannoverschen Wendland betrieben und dort in abgebrannten Häusern geforscht. Zur zeitgeschichtlichen Archäologie gehören, wie Lucke im Interview erläutert, aktuelle Grabungen im ehemaligen Anti-Atom-Protestcamp „1004“ in Gorleben. Lucke erzählt, dass er 1980 selbst im Protestcamp gelebt und gegen Atommüll-Transporte demonstriert hat. Autorin: Antje Hinz Link zum Beitrag: https://www.elbe505.de/orte-kultur/archaeologie-und-vampirglaube-im-wendland Entdecke mehr: https://www.elbe505.de


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 March 4, 2019  1h8m