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Die Polycasts von Polygamia.de setzen sich - wie auch die Artikel des Blogs - mit Spielen, Filmen, TV-Serien und den Themen auseinander, die die Autoren aktuell beschäftigen. Das können gerne auch mal aktuelle Trends, technische Entwicklungen oder Metaebenen in Blockbustern sein.

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Polysnack #3: Florence


Aufmerksam wurde ich auf “Florence” durch die Video Game Awards 2018. Dort war das Spiel in der Kategorie Impact nominiert. Zugegeben, ich bin keine große Mobile Games Spielerin. Die meisten Spiele dieser Art reizen mich nicht und der Kauf über App-Shops schreckt mich eher ab. Aber der Trailer hat mich dann doch letztendlich überzeugt, “Florence” auszuprobieren. Glücklicherweise.
Denn “Florence” ist wirklich wunderbar.
Der Neo-Klassik Soundtrack begleitet die titelgebende Florence Yeoh auf ihrem Alltag, der zu Beginn eine eher eintönige Routine aus Aufstehen – Arbeiten – Abendessen – Schlafen ist. Doch dann hört Florence eines Tages auf der Straße eine verführerische Melodie. Sie folgt ihr und trifft auf den Cello-Spieler Krish, der sich als Straßenmusiker etwas zum Studium dazu verdient. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Aber kann das junge Glück bestehen?
Lead Designer Ken Wong, der bereits mit “Monument Valley” für Aufsehen sorgte, hat hier explizit ein Spiel entwickelt, dass möglichst ohne Gewalt auskommt. Herausgekommen ist eine interaktive Geschichte über die Liebe und das Leben. Wir treiben die Handlung voran in Form von kurzen Minispielen, die die Gedanken und Handlungen von Florence abbilden. Wir putzen mit ihr die Zähne, wir fügen Satzbausteine wie Puzzle für sie zusammen und räumen ihre Sachen zusammen, wenn Krish einzieht. Das ist alles nicht besonders fordernd, aber hilft, uns als Teil der Geschichte zu fühlen.
“Florence” ist dabei wirklich nur ein Snack: In 30 Minuten hat man die komplette Geschichte durch. Perfekt also für den Arbeitsweg oder wenn man statt der abendlichen Serienfolge noch etwas selbst aktiv sein will, ohne Frustmomente. Der Wiederspielwert ist zwar gering, da man nur wenig Wahlmöglichkeiten in den Kapiteln hat und es sich im Endeffekt nicht auswirkt. Das ist besonders deswegen schade, weil man relativ einfach etwas Queerness ins Spiel hätte bringen können, indem am Anfang nach der sexuellen Präferenz gefragt wird. Krish hätte dann ganz einfach auch eine Frau oder eine nicht-binäre Figur sein können. Aber “Florence” ist trotzdem wie ein schöner (Kurz-)Film, den man nach einer Weile wieder anschaut, um das wohlige Gefühl, das man beim Spielen bekommt, wieder zurück zu holen. Die von Kevin Penkin komponierten Musikstücke gehen schnell ins Ohr und bleiben dort hängen. Gleichzeitig werden die zwei Hauptfiguren und deren Emotionen durch den unterschiedlichen Einsatz von Piano (Florence) und Cello (Krish) greifbar. Auch der skizzenhafte Comicstil von Teja Godson und Nicole Williams ist knuffig, einprägsam und farbenfroh.
Ein Feelgood-Snack ganz ohne Kalorien.
 


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 October 10, 2019  3m