Grenzkonflikt beigelegt. Grenze geöffnet. Friedensnobelpreis. So kam Abiy Ahmed, der Ministerpräsident von Äthiopien zu einer ehrenvollen Reise nach Oslo. Dort wird er seinen Friedensnobelpreis heute entgegen nehmen - während in vielen Gegenden seines Heimatlandes die Zeichen weiterhin auf Unfrieden stehen. Denn auch wenn nun erst einmal Frieden herrscht mit dem Nachbarland Eritrea - in Äthiopien selbst haben die Konflikte zwischen mehr als 100 verschiedenen ethnischen Gruppen seit Abiy Ahmeds Amtsantritt eher noch zugenommen. Viele Friedensnobelpreise erreichen nur allzu bald ihr Verfallsdatum, weil sich die Voraussetzungen ändern oder auch die Preisträger selbst. Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi z.B. nimmt ausgerechnet heute vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Stellung zum Vorwurf des Völkermords. "Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer", hat der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt gesagt und damit auch die beiden Seiten der Nobelpreis-Medaille sehr gut beschrieben. Es mag sein, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Aber was nützen Nobelpreis-Entscheidungen, die man schon kurze Zeit später am liebsten wieder vergessen möchte?