Ein Filmarchiv

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.

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episode 146: Mein 20. Jahrhundert (Az én XX. századom), 1989


Was heißt es, als junge ungarische Regisseurin 1988/89 auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzublicken? Ildikó Enyedi geht dieser Frage in ihrem ersten Langfilm nach. Wir verfolgen dabei kurz vor und kurz nach 1900 die beiden Zwillinge Dóra und Lili, im Kindesalter getrennt, jetzt mit Anfang 20 so unterschiedlich wie sie nur sein könnten: Dóra nimmt langweilige Pfeffersäcke aus, um erste Klasse im Orientexpress reisen und Champagner schlürfen zu können. Lili arbeitet in einer klandestinen Gruppe auf die anarchistische Revolution hin. Enyedi hat aber keinerlei Interesse an klassischem Erzählkino oder runden Charakteren: stattdessen entwirft sie ihr 20. Jahrhundert als Montagefilm, postmodern, mal klar feministisch, mal verwirrend offen für alle möglichen Deutungsansätze. Und immer wieder geht es auch um die Möglichkeiten des Kinos jenseits des klassischen Erzählkorsetts. Warum soll nicht einfach mal der Affe im Zoo von seinem Schicksal erzählen können?

Wir entschuldigen uns für den Tonfehler während der Filmzusammenfassung, leider mussten wir einige Sekunden rausstreichen, weswegen Jochen sehr ungewollt im Thema weiterspringt.

Daten & Verfügbarkeit

Az én XX. századom (de.: Mein 20. Jahrhundert), UNG/D/CUBA 1989, Regie: Ildikó Enyedi

Wir haben die Blu-ray des britischen Labels SecondRun gesehen: wunderbares Bild, ein schönes Interview mit Enyedi und ein sehr hilfreiches Booklet. Lieber gute als viele mittelmäßige Extras, sagen die Archivare!

Das goEast Symposium, eigentlich Teil des goEast Festivals, welches dieses Jahr online stattfinden musste, wird vom 24-27- Juli 2020 im DFF in Frankfurt nachgeholt. Das Thema ist: FILMERBE DER UMBRUCHSZEIT. MITTEL- UND OSTEUROPA 1985-1990. Es gibt einige Vorträge, denen ihr zum Teil im Filmmuseum, zum Teil auch online folgen könnt. Dazu zeigt das Kino im Filmmuseum eine passende Filmreihe, zu der auch unser Film gehört. Hier erfahrt ihr mehr: https://www.filmfestival-goeast.de/de/Programm_2020/symposium_programm.php
Achtung! Im Intro hat Knut die Daten verwechselt: MEIN 20. JAHRHUNDERT wird am 25. und am 29. Juli gezeigt.

Rechtliches

Für den Podcast wurden Soundeffekte der Seite Freesound.org verwendet (Beschreibungen in Englisch):

  • Film Projector Countdown.flac by qubodup, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the original file was edited (shortend) and is part of a mix of several sound layers.
  • zeissIkon_4ton.mp3 by al_sub, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the file was not changed, but is part of a mix of several sound layers.
  • film_static_03.wav by joedeshon, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
  • Old Film optical track Surface Noise by JohnsonBrandEditing, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
  • sonVidage2.WAV by gouvradou, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)

Thanks to all creators and the community of freesond.org!

Special Thanks

Ein besonderer Dank geht an Florian Hoffmann, der unseren bescheidenen Intro-Text wie ein Ereignis hat klingen lassen. Alle unsere Versuche, ihn mit Nachbearbeitung auf unser Niveau herabzuziehen, sind zum Glück fehlgeschlagen.

Der Beitrag Episode 146: Mein 20. Jahrhundert (Az én XX. századom), 1989 erschien zuerst auf Ein Filmarchiv.


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 July 12, 2020  57m