die urbane Spinnstube

Deutschsprachiger Podcast zum Thema Stricken, Spinnen und urbane Selbstversorgung.

https://urbanespinnstube.wordpress.com

subscribe
share






Episode 163: Die Minimalismus-Folge


Heute stehe ich ganz im Zeichen des Minimalismus, ich denke über den Sinn und Zweck meines Strick-Outputs nach, ob ich trotz meiner vielen Hobbies Minimalistin werde, und dann lese ich auch noch Bücher, die das Thema berühren.

Download

Ich habe den Podcast im AAC Format aufgenommen (m4a Datei), wer das zu mp3 konvertieren muss, kann das hier tun: https://audio.online-convert.com/convert-to-mp3

Adresse der Audiodatei: http://www.spiritvoices.de/pod/ep163.m4a

:-)

http://www.spiritvoices.de/pod/ep163.m4a Hier könnt ihr euch die Audiodatei anhören.

Auf Youtube anschauen:

Die Shownotes Intro und Housekeeping (00:00)

Vielen Dank an die Kommentare an Kaete, Stebo79, lenastrickt, happyhepburn, draco und alienne!

Musik: Intro/Outro von Pyrosion – Road Trip. Jingles von Eric Spaete vom Kinocast. Alles CC-BY – thank you!

Auf Ravelry gibt es ja ein Redesign, das allerdings Menschen aussperrt, denn es verursacht bei vielen Probleme wie Schwindel, Kopfweh oder epileptische Anfälle. Die Macherinnen von Ravelry haben die Probleme allerdings immer noch nicht beseitigt, sondern versucht, irgendwie so lumzulavieren, dass das neue Design als Standard-Template für Ravelry um jeden Preis beibehalten wird. Dadurch können viele Leute Ravelry nicht mehr nutzen, oder wollen es auch aus Enttäuschung nicht.

Dadurch bin ich selber vor mir in Erklärungsnot geraten, ob und wie ich Ravelry selbst noch nutzen soll. Weil ich ansonsten auf keinen Social Media Kanälen ausserhalb des Fediverse mehr aktiv bin, würden mir ohne Ravelry viele Kontakte wegbrechen, deshalb werde ich trotz allem bleiben, und hoffe halt, dass irgendwann ernsthaft nachgebessert wird.

Ansonsten haben wir ja immer noch die Coronavirus Pandemie, und ich sorge mich etwas, dass wir in Deutschland nicht mehr um eine 2. Welle drumherum kommen, nachdem auch Länder wie Israel und Japan, wo alles so dolle unter Kontrolle war, eine starke 2. Welle erleben. Ich vermisse den Drosten-Podcast, und ich habe leider auch das Gefühl, dass Christian Drosten keinen Bock mehr hat, zum Spielball der Medien gemacht zu werden, und ich würde mich nicht wundern, wenn der Podcast nach der Sommerpause bald beendet wird.

Ich war auch im Urlaub, aber anstatt die Nordseeküste in den Niederlanden zu besuchen, haben wir dieses Jahr eine Tour gemacht von zu Hause aus, wir sind mit dem Rad von der Haustür losgefahren und auch wieder zurückgekommen. Wir haben die Hälfte der „Tour Brandenburg“ gemacht und das war richtig schön. Es war nicht viel los auf der Strecke und auf den Campingplätzen, alle scheinen ans Meer gefahren zu sein. Beste Wahl!

Wir haben auf den Campingplätzen auch problemlos alles nutzen können – in manchen Sanitärgebäuden gab es Maskenpflicht, und ich finde, das war alles relativ safe und gut gemacht. Ich fand es ja ein Unding, dass zunächst Campingplätze nur für Wohnmobilisten mit Chemieklo geöffnet waren, das benachteiligt einfach Ärmere, die sich nur Zelten leisten können. Man hätte sich ja überlegen können, wie man das safe für alle gestaltet, anstatt pauschal eine ganze Gruppe auszuschliessen.

Stricken (15:45)

Ich bin seit 3 Tagen damit beschäftigt, mein Aurinko-Tuch abzuketten, das ein (kein freies) Muster von Nicolor ist und ich stricke es aus einem Farbverlaufs-Bobbel. Danach kann ich dann wohl endlich mein Cassidy Cardi weiterstricken, denn ich habe endlich alles Garn nachgesponnen, das noch gebraucht wird.

Die große Frage die sich mir gerade stellt, ist: Warum stricke ich überhaupt, wenn ich gar keine gestrickten Sachen mehr brauche? Ich will einfach nicht 100 000 selbstgestrickte Tücher haben. Ich liebe alle diese Tücher und Socken etc, aber ich kann soviele Dinge nicht behalten.. ich trage nicht so viele Tücher, Socken, etc. Bei mir ist das Maß voll!

Das Problem, ein gutes, wertschätzendes Zuhause für Gestricktes zu finden, stellt sich mir also zunehmend. Denn Dinge für ein paar Kröten zu verkaufen, oder an Menschen, die eigentlich nichts wollen, zu verschenken, entwertet meine Arbeit.. früher habe ich das gelöst, indem ich einfach hauptsächlich für mich selbst gestrickt habe. Jetzt ist das keine Option mehr.

Wie macht ihr das eigentlich? Bestrickt ihr eure Freundeskreise und Familien, oder habt ihr einfach eine große selbstgemachte Garderobe, an der ihr euch erfreut?

Einmal hatte ich versucht, Socken an meine Mastodon-Friends zu verschicken, von denen auch einige in den USA leben. Da gab es dann dieses Post-Debakel nach Übersee, und das Zoll-Erklärungs-Formular von DHL war fehlerhaft und ich konnte es online nicht ausfüllen. In der Postfiliale wurde mir erklärt, dass die Post mit DHL überhaupt nichts zu tun hätte, und ich mich an DHL wenden soll. WHAAAT

Seitdem ist es mir aber zu peinlich gewesen, nochmal Strickstücke online an Freund*innen verschenken zu wollen, weil mir dieses Postdebakel immer noch nachhängt, und ich nicht weiss, ob ich die Probleme diesmal gelöst bekomme.

Spinnen (28:39)

Dieses Jahr habe ich bei der Tour de Fleece ja nur peripher mitgesponnen, weil ich die meiste Zeit auf Radtour in Brandenburg war. Zuerst habe ich die ganzen 2-fach-zwirne, die ich im Winter/Frühling noch hergestellt hatte, um mit dem Cassidy Cardigan weiterzukommen, zum finalen Cablé Garn verzwirnt. Und die anderen Tage habe ich dann an meinem 3fädigen grauen „Corriedale plus“ Garn gesponnen. Dafür habe ich grauen Corriedale Kammzug mit etwas lila Seide und anderen kleinen Fasergimmicks zu Batts kardiert. Dieses Projekt habe ich auch noch zur vorigen TDF angefangen. Jetzt bin ich fast fertig und freue mich schon auf das fertige Garn!

urbane Selbstversorgung (33:20)

Auch die urbane Selbstversorgung steht im Zeichen des Minimalismus. Ich hatte ja seit 2019 ein NoBuy-Year am laufen, das bedeutet, ich darf mir nichts kaufen, es sei denn, innerhalb eines relativ strengen Regelwerks, das ich mir selbst gegeben habe. Seit Anfang 2019 habe ich mir auch wirklich kein bisschen Garn mehr gekauft. Und das werde ich auch weitermachen.

Allerdings bin ich durch die Corona Pandemie etwas von meinem Kaufnix-Jahr abgelenkt worden, und trotzdem habe ich eigentlich nichts gekauft. Ich habe irgendwie kein Bedürfnis mehr nach Shopping, und ich möchte das gerne zu einem Dauerzustand machen: Ich will Minimalistin werden!

Als ich zu unserer Sanierung aus meinem Zimmer vorübergehend ausziehen musste, habe ich meine gesamte Habe fast auf null reduziert gehabt. Und das fand ich klasse, also wirklich mit einem recht leeren Raum zu starten. Inzwischen sind 15 Jahre vergangen und ich hatte wirklich viel zu viel Zeug akkumuliert. Dem ganzen bin ich 2019 mit Hilfe der KonMari-Methode zu Leibe gerückt, und das soll auch weiter gehen.

Es geht auch gar nicht darum, ständig zu „decluttern“ sondern auch darum, nicht wieder neue Dinge herbeizushoppen, um Achtsamkeit gegenüber sich selbst und den Dingen, die da um einen herum sind, und dadurch auch um Entschleunigung, zur Ruhe kommen, und nicht 1000 Dinge zu haben, die einem Aufmerksamkeit abverlangen.

Ich habe mich in letzter Zeit auch mit dem Thema Achtsamkeit befasst und z.B. das Buch „The Miracle of Mindfulness“ von Thích Nhất Hạnh gelesen. Das ist ein vietnamesischer Zen-Buddhist, und ich fand das Buch echt klasse.

Im Sinne von Achtsamkeit merke ich auch, dass ich jetzt nicht meine Hobby-Stashes abschaffen möchte, sondern nur das überanhäufen von Dingen nicht mehr machen möchte. Ich will kleinere, gut ausgewählte Stashes haben und mein Problem mit Dingen, die herumstehen und „Brot fressen“ bezieht sich wirklich eher auf fertige Dinge, die ich gemacht habe, und für die ich keine Verwendung habe.

Minimalismus und Konsumverzicht ist eigentlich keine Enthaltsamkeit oder Selbstkasteiung, sondern genau umgekehrt: Durch das wahllose Anhäufen von Dingen verzichte ich auf das, was mir wirklich gut tut und was wirklich zu mir passt, und auch auf ein besseres Leben. Und das will ich nicht mehr.

Deshalb gehts beim Minimalismus gar nicht so sehr darum, die Welt zu retten, sondern sich selbst was gutes zu tun. Sich selbst etwas gutes gönnen indem man sich gönnt, sich weniger sinnloses Zeug zu „gönnen“.

Was ich grade toll finde (51:12)

Ich finde gerade lesen toll. Und jetzt geht es gleich weiter mit dem Thema Konsumverzicht und Minimalismus, weil ich nicht der Versuchung erlegen bin, mir einen neuen e-reader zu kaufen. Mein Kindle von 2016 ist noch gut. Zwar ärgere ich mich, dass ich mich mit dem Kindle ans Amazon-Ökosystem gebunden habe, aber ich habe mich inzwischen etwas schlau gemacht, und ich kann mir die Bücher, die ich mir ausserhalb von Amazon kaufe, inzwischen konvertieren und trotzdem auf dem kindle lesen. Wo nun also das Problem der Gebundenheit an Amazon gelöst ist, gefällt mir das mit dem kindle ganz gut.

Ich lese also. Gerade lese ich unter anderem „Mending Matters“ von Katrina Rodabaugh und auch da geht es um „Mindfulness“ und Slow Fashion, und sie nennt das „Mendfulness“. Irgendwie begegnet mir das Thema gerade überall. Mir gefällt das Buch ganz gut, auch wenn die Flick-anleitungen selbst nicht allzu viel neues beinhalten, für mich. Es ist ja ganz viel Philosophie und Meta-Gedanken dabei.

Ausserdem lese ich von Ta-Nehisi Coates „Between the World and Me“ und ich finde das ein sehr eindringliches und wichtiges Buch über Rassimus und die Schwarze Erfahrung in den USA. Das habe ich mir tatsächlich über Amazon gekauft, weil es da gerade für 1,50 im Angebot war.

Teechen (59:10)

Ich habe mein Tee-Regal ausgeräumt und habe dabei 2 Tees gefunden, von denen ich gar nicht mehr gewusst habe, dass ich sie besitze, und da trinke ich jetzt einen mit Sahne-Aroma versehenen Roibusch-Tee.

Danke fürs Zuhören, eine faserverzückte Zeit und Stricken ohne Tränen!


fyyd: Podcast Search Engine
share








 August 8, 2020  n/a