Ein Filmarchiv

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.

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episode 157: Mr. Vampire (Geung see sin sang), 1985


Obwohl ganz handzahm als komödiantischer Horrorfilm daherkommend, ist MR. VAMPIRE so etwas wie Paukenschlag im Bereich des Hongkong-Genrekinos, sogar im fernöstlichen Kino allgemein. Ricky Lau inszeniert den Kampf eines erstaunlich menschelnden Daoisten gegen hüpfende Kadaver sorgfältig und sehr zugänglich. Trotzdem bleiben viele Anknüpfungspunkte in das Alltagsleben und die zeitgenössische Politik: die dargestellten Chinesen der frühen Republik wirken hilflos zwischen ihrer Tradition, dem westlich-kolonialen Einfluss und eben den neuen Herrschaftsstrukturen (die irgendwie auch fast schon wie die kommunistischen Nachfolger aussehen) – und dann kommt noch die alte Qing-Dynastie mit ihren Geistern und hüpfenden Leichen zurück, Wiederkehrer einer alten Zeit, die auch nicht mehr passen, wie in der alten Horror-Tradition.

Was im Text wie ein komplexes politisches Werk daherkommen mag, ist eigentlich schwer unterhaltsames Action-Kino zwischen albernem, aber pointierten Humor und durchaus funktionierenden Schreck-Sequenzen. Ricky Laus Film dreht dabei auch die Genre-Erwartungen um, spielt fast postmodern mit Zuschauererwartungen und bastelt ein Werk, das effektiv unterhält und dabei wirklich albern, aber eben nicht dumm ist. Eines bleibt dabei aber klar: auf die tradierten Geschichten können wir uns nicht verlassen, auf den mit menschlichen Fehlern behafteten Daoisten dafür umso mehr. Eine echte Empfehlung zum #Horrorctober!

Daten & Verfügbarkeit

Geung see sin sang (en.: Mr. Vampire), HK 1985, Regie: Ricky Lau

Wir haben die britische Blu-ray von Eureka Entertainment gesehen, die leider nicht in der Masters of Cinema-Reihe, sondern bei den Classics veröffentlicht wurde. Aber in Sachen Qualität macht Eureka da definitiv keine Unterschiede: Perfekte Aufbereitung, ordentliche Extras.

Rechtliches

Für den Podcast wurden Soundeffekte der Seite Freesound.org verwendet (Beschreibungen in Englisch):

  • Film Projector Countdown.flac by qubodup, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the original file was edited (shortend) and is part of a mix of several sound layers.
  • zeissIkon_4ton.mp3 by al_sub, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the file was not changed, but is part of a mix of several sound layers.
  • film_static_03.wav by joedeshon, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
  • Old Film optical track Surface Noise by JohnsonBrandEditing, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
  • sonVidage2.WAV by gouvradou, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)

Thanks to all creators and the community of freesond.org!

Special Thanks

Ein besonderer Dank geht an Florian Hoffmann, der unseren bescheidenen Intro-Text wie ein Ereignis hat klingen lassen. Alle unsere Versuche, ihn mit Nachbearbeitung auf unser Niveau herabzuziehen, sind zum Glück fehlgeschlagen.

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 October 18, 2020  57m