Es war nur ein einziger tödlicher Schuss, der fiel und traf, mitten in den Kopf. Aber er schockierte die gesamte Republik. Walter Lübcke, der Kasseler Regierungspräsident, starb in der Nacht zum 2. Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses in Wolfhagen-Istha, weil er offen für eine Flüchtlingspolitik eintrat, die dem Täter ein Dorn im Auge war. Stephan Ernst, 47 Jahre, Neonazi, mehrfach vorbestraft, ein politisch motivierter Gewalttäter ist geständig, liefert aber unterschiedliche Versionen des Tathergangs, die auch seinen Kumpanen Markus H., einen ebenfalls gewalttätigen Rechtsextremisten, als Mittäter schwer belasten. 21 Prozesstage hat es vor der 5. Strafgerichtskammer des Oberlandesgerichts Frankfurt bislang gegeben. Und immer noch stehen die Fragen im Raum: Woher stammt die Waffe? Welche Rolle spielt Markus H.? War er der Einflüsterer, der Anstifter oder der "Denker" , wie seine Ex-Freundin ihn charakterisierte? Und waren beide Angeklagte Teil eines rechtsextremistischen Netzwerkes? Der mörderische Hass auf Walter Lübcke zeigt, dass rassistische Gewalt keineswegs nur die Opfer bedroht, sondern die liberale Demokratie an sich.