Die Salzkörner

Frisches Salz in der Meinungssuppe! Der Podcast des Zentralkomitees der deutschen Katholiken bringt dir Materialien, Meinungen und Standpunkte für die Diskussion in Kirche und Gesellschaft. In Schriftform erscheinen die Salzkörner sechsmal im Jahr kostenfrei auf www.zdk.de/veroeffentlichungen/salzkoerner/

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Von der Kinderstadt zum Kinderdorf - mit dem Kölner Pfarrer Franz Meurer


Seit 1992 ist Franz Meurer Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Theodor und St. Elisabeth in den Kölner Stadtteilen Vingst und Höhenberg, die als „Problemviertel“ gelten: Dort leben rund 23.000 Menschen, von denen knapp 4.000 Sozialhilfe erhalten; jeder Dritte ist Ausländer. Meurer initiierte zahlreiche Aktivitäten, von einer Kleiderkammer und einer Essensausgabe bis zu Ferienfreizeiten für 630 Kinder – „HöVi-Land“ genannt. Er berichtet, wie die Ferienfreizeit trotz Corona stattfinden konnte.

Es sollte die 27. Auflage unsere Kinderstadt HöVi-Land in den Sommerferien sein. Für die „Pänz“, wie Kinder in Köln heißen, ist sie das Highlight des Jahres. Ein kleines Mädchen brachte es für das ARD-Morgenmagazin genial auf den Punkt, als es auf die Frage der Reporterin, was denn am schönsten sei, antwortete: „Dass wir hier zusammenhalten – und all die anderen Dinge.“In der Tat ist es der Zusammenhalt, der das HöVi-Land auszeichnet. Der macht Ausflüge, Schwimmen, Basteln oder gemeinsam Kochen noch mal so schön.

Die jugendlichen Leiterinnen und Leiter, die jedes Jahr eine intensive Ausbildung erfahren, sind Vorbilder für die Kinder. Die Abschiedstränen am letzten Tag der Ferienfreizeit beweisen es. Als zusätzliches Dankeschön erhält jede/r ein T-Shirt mit dem jeweiligen Motto. Heiß begehrte Sammlerobjekte. Ebenso das Armband, das jedes Kind zu Beginn erhält. Eine Jugendliche trägt mittlerweile elf HöVi-Land-Bänder am Handgelenk.

Die Kinderstadt ist keine Kinderbespaßung für drei Wochen, sondern der real gewordene Traum eines solidarischen Gemeinwesens. Neben den jugendlichen Gruppenleiterinnen der 30 Gruppen engagieren sich auch rund 300 Erwachsene. Natürlich ist alles ökumenisch. Und demokratisch. Für alle und mit allen Menschen guten Willens.

Mit Corona geriet alles ins Wanken.

Doch der wöchentlich sich treffende Pfarrgemeinderat entschied: „Wir machen für die Pänz, was irgend geht!“ Und so haben wir statt einer Kinderstadt ein Kinderdorf eröffnet. Leider konnten statt 630 Kindern, wie bisher, nur 210 teilnehmen und auch nur eine Woche statt drei. Die Gruppen mussten auf Abstand zueinander bleiben. Jeweils zehn Kinder waren in einer Gruppe, dazu drei Leiterinnen und Leiter. Jedem Kind mussten im geschlossenen Raum fünf Quadratmeter zur Verfügung stehen. Bei Aktivitäten draußen waren es zehn. Mittagessen ging nur jeweils in der kleinen Gruppe. Das Essen kam nicht von der Zeltküche, die immer für 900 Personen gekocht hat, sondern wegen der strengen Hygieneregeln von einem Caterer.

Der Kontakt zu den Kindern, die nicht mitkommen konnten, wurde über Bildschirm gehalten. Junge Menschen hatten ein Fernsehstudio eingerichtet, von dem aus Gesang, Sketche und morgendlicher Frühsport übertragen wurden.

Besonders schön fand ich, dass etliche besser gestellte Familien auf die Teilnahme ihrer Kinder verzichteten, damit ärmere wenigstens eine schöne Ferienwoche erleben konnte. Das ist die Solidarität, die unseren Stadtteil zusammenhält.


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 October 7, 2020  3h9m