Fugengold

Befindlichkeit schlägt Diskurs. Geschmack schlägt Argumente. Die Gegenwart flottiert in Haltungslosigkeit. In den Bruchstellen der Gegenwart stellen wir uns gemeinsam gegen bedingungslose Verehrung und bedeutungslose Verachtung. In ihrem wöchentlichen Podcast Fugengold vergolden Marcus S. Kleiner und Marc T. Süß die Bruchstellen der Gegenwart mit Haltung. Fugengold wird produziert vom Sweetspot Studio.

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episode 11: Praise of Idleness


Corona Hausarrest: Langeweile oder Mußestunden?

In praise of idleness

Corona Hausarrest: Langeweile oder Mußestunden?

Wo hörst du diesen Podcast? Im Home-Office? Beim Sport? Beim Kochen? Zur Ablenkung vom Hausarrest der Corona-Krise? Oder dudelt er einfach so nebenbei, im Hintergrund, gegen die Stille? Dann herzlich willkommen, mitten im Thema der aktuellen Episode: Langeweile.

Langeweile begegnet uns in diversen Formen. Von der qualitativen Langeweile eines öden Gesprächs bis hin zum Blick in den Schlund der existenziellen Krise der unerträglichen Stille. Erich Fromm befand schon: „Langeweile ist eine der furchtbarsten Plagen unserer Zeit“. Aber warum ist das so? Was macht die Langeweile so unerträglich für uns? Schon als Kind kannten wir Langeweile – und traten ihr mit unzähligen Spielen, Ideen und Abenteuern entgegen. Im spielerischen Kampf gegen die Verdrossenheit haben wir unsere Potenziale erkannt, sind in Rollen geschlüpft und haben als Astronaut, Detektiv oder Forscher vielleicht die Grundlage unserer späteren Berufslaufbahn gelegt. Wann wurde aus dem Erkunden der Möglichkeiten ein Überbrücken und Unterdrücken der Stille? Wann wurde aus Langeweile die drohende Depression?

Nicht nur die digitale Permanenz von Social Media und Medienangeboten macht es uns schier unmöglich, das Nichtstun zu ertragen. Auch gesellschaftliche Normen und Erwartungen an uns selbst. Die westliche Kultur ist geprägt von der Obsession nach Produktivität. Nicht nur Arbeitgeber fürchten den Kontrollverlust durch Home-Office, auch wenn sie die Corona-Krise zum Umdenken zwingt. Wir selbst zerstückeln unseren Tag in kleine, produktive Einheiten: Frühsport. Pendeln. Meeting. Pause. E-Mails. Mehr Meetings. Dinner. Wir optimieren unsere Jobs, unsere Freizeit, unser Leben. Aber wohin? Bleibt am Ende nur das von Nietzsche beschriebene Gefühl des “Bedürfnis der Erholung”, für das man sich vor sich selbst schämt? Was steht am Ende der Optimierung, wenn wir die Muße dabei verlieren?

Empfindest du Heideggers Langeweile, einem schweigenden Nebel gleich, der alle Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrückt und das Seiende im Ganzen offenbart? Oder erkennst du die Chance in der Langeweile? Zur Einkehr. Zur Inspiration. Als Nährboden für neue Gedanken, dem Entfachen der Neugier und für Mußestunden.

In diesem Sinne: Schalte die Medien aus, setze dich ans Fenster, tue nicht und genieße eine Prise Langweile. Wer weiß, was dir dabei begegnet?

Alles andere als langweilig sind übrigens die anderen Episoden Fugengold. Zu hören, wo es Podcasts gibt und auf www.fugengold.de


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 April 17, 2020  1h15m