Scheiße gebaut?! Der Jugendrecht Podcast

Wir sind zwei. Matthias ist Podcaster, Wissenschaftler und Medienmensch. Maria ist Juristin und arbeitet als Jugendrichterin. Wir teilen Wohnung, Steuerklasse und das Sorgerecht für unsere Kinder. Unser Interesse für Jugendkriminalität und Jugendstrafrecht ist allerdings schon älter ???? 22 Jahre alt, um genau zu sein. Denn im Frühjahr 1998 haben wir beide angefangen, als Hilfskräfte beim Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen zu arbeiten. Seitdem lässt uns dieses Thema nicht mehr los und weil wir abends am Küchentisch eh dauernd darüber reden, dachten wir, wir könnten das mal als Podcast veröffentlichen.

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episode 27: Folge 27: Die Spitze des Eisbergs


Warum werden Minderjährige straffällig? „Es ist eine Entwicklungsphase und geht vorbei“ sagen viele. Stimmt. Aber nicht immer. Gerade bei den Fällen, die vor Gericht landen, gibt es häufig psychiatrische Auffälligkeiten. Dann werden Expert_innen wie Angela gebraucht.

Maria und Matthias sprechen mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin Angela über die Begutachtung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen eines Strafverfahrens, über die Häufigkeit psychiatrischer Auffälligkeiten bei straffälligen Minderjährigen, über Sinn und Unsinn der Altersgrenzen im Jugendstrafrecht, über Therapiemöglichkeiten und die defizitäre therapeutische Versorgungslage in Jugendgefängnissen.

Shownotes:

Erstes „Scheiße gebaut?!“ Hörer_innen-Treffen: Sonntag, 21. Februar 19:00 Uhr MEZ (10 AM Pacific Standart Time): https://www.joinclubhouse.com/event/xqk4vEB9

Wenn Ihr Matthias auf Clubhouse folgt (@kraehenpost) wird Euch dort der Termin rechtzeitig in den „upcoming events“ angezeigt und wenn ihr die Notifications-Glocke für seine Beiträge aktiviert, verpasst Ihr es garantiert nicht.

Zur Häufigkeit von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter (im Gespräch nannten wir da Zahlen von über 50 Prozent Erstmanifestationen bei unter 25 jährigen – tatsächlich sind es sogar 75%):

Kessler, R. C., Angermeyer, M., Anthony, J. C., DE Graaf, R., Demyttenaere, K., Gasquet, I., DE Girolamo, G., Gluzman, S., Gureje, O., Haro, J. M., Kawakami, N., Karam, A., Levinson, D., Medina Mora, M. E., Oakley Browne, M. A., Posada-Villa, J., Stein, D. J., Adley Tsang, C. H., Aguilar-Gaxiola, S., … Ustün, T. B. (2007). Lifetime prevalence and age-of-onset distributions of mental disorders in the World Health Organization’s World Mental Health Survey Initiative. World Psychiatry: Official Journal of the World Psychiatric Association (WPA), 6(3), 168–176.

Ergänzend dazu eine aktuelle Übersicht der Bundespsychotherapeutenkammer:
https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2020/10/BPtK-Faktenblatt-Psychische-Erkrankungen-bei-Kinder-und-Jugendlichen.pdf

Zu der zitierten Mofitt-Studie (sorry, sorry, sorry, wir haben im Gespräch aus Frau Mofitt einen Herrn Mofitt gemacht und sie zudem als Australierin bezeichnet. Stimmt nicht, sie ist Amerikanerin, ihre Studie wurde in Neuseeland publiziert):

Moffit, T. E. (1993). Adolescence-limited and life-course-persistent antisocial behavior: A developmental taxonomy. Psychol Rev, 100. http://users.soc.umn.edu/~uggen/Moffitt_PR_93.pdf

Zur Häufigkeit von psychischen Störungen in Jugendgefängnissen (bei dem Artikel von Young et al. wird die Häufigkeit von ADHS bei jugendlichen Straftätern gesondert ausgewiesen, zudem findet sich dort auch der Hinweis auf das von Angela genannte Therapieverfahren MST):

Beaudry, G., Yu, R., Långström, N., & Fazel, S. (2021). An Updated Systematic Review and Meta-regression Analysis: Mental Disorders Among Adolescents in Juvenile Detention and Correctional Facilities. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 60(1), 46–60. https://doi.org/10.1016/j.jaac.2020.01.015

Borschmann, R., Janca, E., Carter, A., Willoughby, M., Hughes, N., Snow, K., Stockings, E., Hill, N. T. M., Hocking, J., Love, A., Patton, G. C., Sawyer, S. M., Fazel, S., Puljević, C., Robinson, J., & Kinner, S. A. (2020). The health of adolescents in detention: A global scoping review. The Lancet Public Health, 5(2), e114–e126. https://doi.org/10.1016/S2468-2667(19)30217-8

Young, S., Greer, B., & Church, R. (2017). Juvenile delinquency, welfare, justice and therapeutic interventions: A global perspective. BJPsych Bulletin, 41(1), 21–29. https://doi.org/10.1192/pb.bp.115.052274

Der Begriff der „Psychopathy“ im Kindes- und Jugendalter und die forensische Relevanz:

Ortner, N., Preiß, M., & Sevecke, K. (2018). „Psychopathy“ im Kindes- und Jugendalter. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 12(3), 207–216. https://doi.org/10.1007/s11757-018-0484-1

Zur Qualität und den Mindestanforderungen von Gutachten:

Boetticher, A., Nedopil, N., Bosinski, H. A. G., & Saß, H. (2007). Mindestanforderungen für Schuldfähigkeitsgutachten*. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 1(1), 3–9. https://doi.org/10.1007/s11757-006-0002-8

Wo man zertifizierte Gutachter für Kinder und Jugendliche finden kann:
https://www.dgkjp.de/die-dgkjp/gutachten/

Empirische neurowissenschaftliche Studien zur Hirnreifung: Es gibt zahlreiche Studien dazu, statt vieler hier die (in der forensischen KJP zumindest) meist zitierte:

Johnson SB, Blum RW, Giedd JN. Adolescent maturity and the brain: the promise and pitfalls of neuroscience research in adolescent health policy. J Adolesc Health. 2009 Sep;45(3):216-21. doi: 10.1016/j.jadohealth.2009.05.016. PMID: 19699416; PMCID: PMC2892678.

Lizenz:
Die Wortbeiträge dieses Podcasts unterliegen der CC BY-NC-SA 4.0 International Lizenz (Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International). Dies gilt explizit nicht für das im Intro- und Outro verwendete Musikstück sowie ggflls. andere im Podcast gespielte Musikstücke. Sie sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne Zustimmung der Rechteinhaber*innen nicht kopiert oder verändert werden.


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 February 16, 2021  2h9m