Nach langer und mit schrumpfender Geduld ertragener Trennungsphase war es vor drei Monaten so weit: Großbritannien und die EU gingen endgültig getrennte Wege. Von da war eines klar: es geht bergab mit dem Vereinigten Königreich. Das heißt, auf dem Kontinent war das klar. Und in Großbritannien? Sicher, die Zollkontrollen zwischen Nordirland und dem Rest des Landes nervten. Einige Produkte fehlten in britischen Supermärkten. Die Show- und die Fischereibranche klagten über Bürokratie und zusätzliche Kosten. Und in einer Umfrage vom März berichtet mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen von Schwierigkeiten. Aber diese kleinen Trümpfe der Brexit-Skeptiker werden locker gestochen vom großen Impftrumpf. Die gemeinsame Impfpolitik der EU hat für eine Knappheit an Impfstoffen und für eine schleppende Verteilung gesorgt. Großbritanniens nationaler Alleingang hingegen für eine Kampagne, die zügig vorangeht. Knapp die Hälfte aller Menschen in Großbritannien ist inzwischen einmal geimpft, und Premier Boris Johnson verspricht weitgehende Lockerungen des scharfen Lockdowns noch im Frühjahr. Möglicherweise kommt Großbritannien also deutlich schneller wieder auf die Beine als der Rest Europas. Durch zahlreiche bilaterale Handelsverträge, denen weitere folgen werden, ist der Grundstein gelegt. War der Brexit am Ende doch keine so schlechte Idee?