Es ist eine fußballphilosophische Frage: Wer entscheidet eigentlich, was auf dem Platz passiert ist und welche Auswirkungen das auf das Spiel hat? Wer interpretiert Regelverstöße und zieht die Konsequenzen? Jahrzehntelang war die Antwort auf diese Fragen in einem ebenso richtigen wie gut merkbaren Spruch hinterlegt: "Abseits" ist, wenn der Schiedsrichter pfeift. Seit einigen Jahren müsste es aber korrekterweise heißen: "Abseits" ist auch, wenn der Keller ruft. Wie hat der Videoschiedsrichter den Fußball verändert? Hat er ihn wirklich gerechter gemacht? Und wenn ja, ist es ein angemessener Preis, spontanen Jubel, ungetrübte Glücksgefühle und die Gewissheit, dass die eigene Mannschaft gerade ein Tor erzielt hat, der hundertprozentigen Genauigkeit kalibrierter Linien zu opfern? Vor fünf Jahren wurde zum ersten Mal in Europa ein Videoschiedsrichter eingesetzt.