Mit der Dublin-Verordnung wurde die Zuständigkeit für Asylverfahren innerhalb der EU einheitlich geregelt. Was bedeutet diese Verordnung für die Arbeit einer Anwältin für Migrationsrecht in Deutschland? Im zweiten Teil unserer Folge zum Migrationsrecht unterhält sich Pauline von ELSA Göttingen mit Rechtsanwältin Claire Deery darüber, wie das Dublin-Verfahren eigentlich funktioniert und wie sich die Dublin-Verordnung auf ihre Arbeit auswirkt. Frau Deery erklärt, welche rechtlichen und menschlichen Probleme mit der Dublin-Verordnung und dem europäischen Asylsystem einhergehen.
Viel Spaß beim Hören!
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SHOW NOTES:
00:00 | Einführung
00:14 | Frau Deery erklärt die Dublin-Verordnung
00:49 | Bedeutung des Dublin-Verfahrens für Frau Deerys Arbeit
02:11 | Abschiebungen innerhalb Europas
03:39 | Wochenfrist
04:15 | Verlängerung der Abschiebefrist durch Eilverfahren
06:27 | Unterschiedliche Situation in verschiedenen Ländern Europas
08:03 | Anerkannte Flüchtlinge
09:04 | Weiterwandern innerhalb der EU
10:08 | Rechtsprechung zu Italien
10:55 | Rechtsprechung zu Griechenland
11:17 | Asylsystem der EU
12:49 | Aufenthaltsperspektive über Integration
13:30 | Steuerung und Regulierung der Sekundärwanderung
14:02 | Asylum-Shopping
14:30 | Daueraufenthalt
14:57 | Verabschiedung
ZITATE:
„Die [Behörden] machen halt die Akte auf, gucken sich an, die Person war vorher in Italien, bin ich gar nicht zuständig, und machen die Akte wieder zu.“
„Dann ist hier richtig Rabatz, dann wollen die sofort zum Anwalt und dann ist alles ganz wichtig, und das ist es natürlich auch, subjektiv für die Person auf jeden Fall und für mich als Anwältin auch, weil eine Wochenfrist ist halt auch relativ kurz.“
„Dann kann es sein, dass ich meine Klienten in eine viel schlimmere Situation bringe durch ein Eilverfahren, weil ich dadurch nämlich künstlich die Frist verlängere, innerhalb derer ein Abschiebung stattfinden kann.“
„Dann sage ich immer zu meinen Klienten, sie können eine Party machen, alles gut.“
„Ich klage sehr gerne und das ist mein Beruf und ich streite mich auch gerne, aber es macht halt einfach ganz oft keinen Sinn, wenn z.B. jemand mit einem negativen Brief kommt, er soll zurück nach Österreich.“
„Das ist ein total spannendes Rechtsproblem, weil das hat der EU-Gesetzgeber und der deutsche Gesetzgeber überhaupt gar nicht auf dem Schirm gehabt, dass Leute weiterwandern innerhalb der EU.“
„Viele verstehen das auch überhaupt nicht. Wieso bleiben die denn nicht in Italien diese Ausländer? Und alle denken an ihren letzten Italienurlaub. Ist doch total gutes Wetter, total gutes Essen, guter Wein, mega schön. Warum bleiben Flüchtlinge nicht da?“
„Man will halt ein Asylum-Shopping verhindern, also man will halt verhindern, dass man jetzt durch jedes EU-Land reisen kann und sich überall da sozusagen den Schutz abholen kann, sondern dass man sagt, wir vertrauen auf jeden europäischen Staat und wenn man einmal schonmal Schutz bekommen hat, dann braucht man den nicht nochmal.“
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