Im Krieg wird gestorben. „Damit die Opfer nicht umsonst waren“, so heißt es in der Kriegs-Öffentlichkeit dann häufig, „brauchen wir mehr gute Waffen, um unbedingt zu gewinnen.“
Was bedeutet Krieg für Kämpfende und Zivillisten? Was richtet eine Gewehrkugel in Körper und Psyche an? Und woher kommen die Waffen? Im 1. Weltkrieg kamen viele deutsche Waffen aus Spandau. Hier wurde das berüchtigte Maschinengewehr „MG 08/15“ entwickelt und hergestellt. Durch MGs wurden hunderttausende an den Fronten getötet und verstümmelt.
Um die Produktion für den Mensch und Material verschlingenden Krieg zu steigern, wurde sie standardisiert. Das „08/15“ war nicht nur Redewendung, sondern auch Anlass zur Erfindung der DIN-Norm.
In dieser Folge sprechen wir über die Waffenindustrie, die Spandau bis 1918 wirtschaftlich prägte. 1722 als „Gewehrfabrique“ vom preußischen „Soldatenkönig“ gegründet, entwickelte sie sich zum bedeutenden Rüstungsproduktionsstandort. Zum Höhepunkt, im 1. Weltkrieg, ersannen tausende Ingenieure und produzierten über 130.000 Arbeiter:innen immer „bessere“ Munition, Sprengstoffe, Granaten, Gewehre, Geschütze und Militärkonserven.
Im Zentrum steht das unendliche Leid, das durch den industriellen Krieg, seine unaufhaltbaren Dynamiken und seine Verantwortlichen angerichtet wurde (und wird).
Diese Folge gibt Technikbegeisterung und Heldenmythen keinen Raum.
Kapitel:
-Vorspann 0:00
-Intro: Die Hölle hatte auch in Spandau ihren Ursprung 1:04
-Spuren einer Industrie in Spandau 5:02
-Auf ein Maschinengewehr, Im Westen nichts Neues Annäherung durch Literatur 6:51
-08/15 - Ein Maschinengewehr aus Spandau wird Redewendung 17:17
-Überblick und heutige Spuren des riesigen Rüstungsindustriekomplexes 21:43
-Warum dieses Thema? Pazifismus/Antimilitarismus früher und heute 22:48
-Die Wirkungen von Schusswaffenprojektilen in menschlichen Körpern 30:55
-Wieder "Im Westen nichts Neues" - Antikriegsliteratur hat uns was zu sagen 49:12
-Verletzungen der Seelen - "Kriegszitterer", PTBS 53:32
-Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges - und seltsame Assoziationen zur Gegenwart 1:03:08
-Erfindung des Maschinengewehrs - bessere Waffen sollen den Frieden bringen 1:06:36
-Maschinengewehre in Kolonialkriegen und Nationalismus 1:11:07
-Geschichte des Ersten Weltkriegs - Schlachten, Opfer, neue Waffen, Revolutionen, Waffenstillstand 1:15:11
-Arbeiter:innen in der Rüstungsbranche sind keine Rebellen, außer 1918 1:31:34
-Geschichte der Gewehrfabrik und des Gewehrs seit 1722 1:35:01
-Militärisch Industrieller Komplex: Staat, Wissenschaft, Rüstungsindustrie 1:50:23
-Standardisierung der Waffenproduktion: Ursprung der DIN-Norm 1:53:06
-Waffenproduktion ist weiblich(er) - Frauen in der Rüstungsindustrie 1:58:12
-Feuerwerkslaboratorium: Forschung und Entwicklung in der Waffentechnik 1:59:18
-schicke Eigentumswohnungen, historische Assoziationen erlaubt oder nicht 2:04:04
-Abspann 2:08:39
Verwendete Literatur (Auswahl):
Johannes R. Becher: Auf ein Maschinengewehr (Sonettzyklus von 1916). In: An Europa. Neue Gedichte. Leipzig 1916, S. 14-15. Zit. in: Wolfgang Unold: Interpretation von Johannes R. Bechers Sonettzyklus „Auf ein Maschinengewehr“ (1916) (Germanistische Seminararbeit), abrufbar hier,
Ernst Friedrich: Krieg dem Kriege (1924). Frankfurt a.M. 1980,
Gerhard Hirschfeld/ Gerd Krumeich: Deutschland im Ersten Weltkrieg. Frankfurt a.M. 2013,
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Köln 1998,
Andrea Theissen/ Arnold Wirtgen (Hg.) Militärstadt Spandau. Zentrum der preußischen Waffenproduktion 1722 bis 1918. Berlin 1998
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