Baloise JobCast

Wie bewerbe ich mich richtig? Wie verhalte ich mich im Interview? Welche Jobs gibt es in der Versicherungsbranche? Der Baloise JobCast bringt euch dazu nützliche Tipps und spannende Interviews.

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BJC11: Karriereplanung - weisst du, was du willst?


Wie sieht deine Karriereplanung aus? Weisst du, wo du hin willst? Warum es so wichtig ist, zu wissen, was man will, darüber unterhalten wir uns mit Alex Felder, Leiter des Instituts für angewandte Psychologie in Basel. Show Notes Was gab's Neues auf dem Baloise Karriereblog? [spp-timestamp time="0:14"]: Wir hatten einen Erfahrungsbericht von Lernenden in der ersten Ausbildungswoche, ein Interview mit einer Direkteinsteigerin im Asset Management sowie ein Beitrag zu "Rollen in Teams". Diese und weitere Artikel auf baloisejobs.com Interview mit Alex Felder Alex Felder ist der Managing Director am Institut für angewandte Psychologie in Basel. [spp-timestamp time="1:36"] - Alex Felder: Mein Name ist Alex Felder; ich arbeite am IAP, dem Institut für angewandte Psychologie Basel. Das IAP ist eine kleine Unternehmensberatung in Basel. Wir sind überall dort tätig, wo Psychologie einen Mehrwert in der Berufswelt bieten kann. Wir sind alles Arbeitspsychologen und aktiv in Felder wie der Personalbeschaffung, Personalerhalt, Team- und Organisationsentwicklung. Ich selbst beschäftige mich vor allem mit Eignungsabklärungen und Laufbahnberatungen. Inwierern arbeitet Baloise mit dem IAP zusammen? [spp-timestamp time="2:33"] - Die Baloise arbeitet im Rahmen von Eignungsabklärungen und Standortbestimmungen zusammen mit dem IAP. Bei der Stellensuche beschäftigt man sich in erster Linie mit "operativen" Themen (Lebenslauf, Verhalten im Interview), aber selten mit der wichtigen Frage, was man eigentlich vom nächsten Job, von seiner Karriere, von seinem Leben will. Wie siehst du das? [spp-timestamp time="2:51"] - Die Frage nach dem, was man im Leben will, schlägt den Bogen etwas sehr gross, denn das ist eine philosophische Frage. Auf die Karriereplanung bezogen, weiss man vielleicht, was einem am letzten Job nicht gefallen hat und die Attraktivität des Neuen alles andere überstrahlt. In der Situation fragt man sich dann oft nicht, was denn in der letzten Funktion wirklich gefehlt hat. Solche Leute kommen dann zu uns in eine Standortbestimmung. Warum ist es überhaupt wichtig, sich zu fragen, was man will? [spp-timestamp time="3:50"] - Wir leben rund 40 Jahre in einem Beruf, und die allermeisten Menschen müssen arbeiten, um Leben zu können. Glücklicherweise darf man sich in der reichen Welt, in der wir leben, die "Luxusfrage" stellen, was man in diesen 40 Jahren machen will. In vielen anderen Ländern stellt sich diese Frage gar nicht, und da braucht es auch keine Berufsberatung. Aber auch bei uns stelle ich fest, dass sich viele Leute die Frage gar nicht stellen und sich eine gewisse Unruhe einstellt, wenn ich sie danach frage. Ich finde es wichtig, dass wir das können und wir unser Berufsleben sinnvoll und befriedigend gestalten, damit wir gesund und zufrieden bleiben. Viele Leute rutschen ja auch in einen Beruf hinein, nicht wahr? [spp-timestamp time="5:21"] - Ja, das ist in der Mehrheit der Fälle so. Die erste Berufswahl findet zwischen 14 und 16 statt, und in dem Lebensabschnitt ist man in erster Linie mit dem Erwachsenwerden beschäftigt. Die Frage nach der Karriereplanung, nach dem "Was will ich einmal werden" ist letztlich eine Überforderung für junge Menschen. So orientiert man sich eben daran, was die Eltern oder Freunde tun, was spannend und sexy klingt und an den eigenen Fantasien. Dann ergeben sich Einstiegsgelegenheiten (der Onkel hat einen Job als Maler frei), oder es bestehen Erwartungen ("wir sind eine Akademikerfamilie"). Die Geschwisterreihenfolge spielt auch eine wichtige Rolle dabei - der eigene Bruder schlägt vielleicht die gleiche Richtung wie man selbst ein, weil man von der Ausbildung geschwärmt hat. Wie kann man herausfinden, was man will? Welche Fragen kann man sich stellen? [spp-timestamp time="6:55"] - Eine Frage, die ich gerne Stelle ist: "Was machst du gerne?". Manchmal muss ich diese auch über Umwege stellen, wenn jemand aus einer Familie kommt, in der dieses Thema nie zur Sprache gekommen ist. Eine andere Frage, die man sich stellen kann ist: "Welche Menschen bewunderst du?" - Menschen, die man kennen lernt, sieht, oder Berühmtheiten; Menschen, bei denen man sagt: "Der hat einen geilen Job.". Meine Frau ist beispielsweise begeistert von den Aufgaben von Ruedi Küng, Afrikakorrespondent fürs Radio DRS. Bei der Frage nach solchen Wunsch- und Traumberufe kommt es oft vor, dass ausgefallene, "unerlaubte" Berufe thematisiert werden: Sänger, Künstler, etc. In der Berufswahl heisst es dann meistens: "Lern erst einmal etwas rechtes." So werden viele Fantansien in Vernunft erstickt. Es gibt Leute, die das Private und Berufliche strikt trennen. Ist das sinnvoll, wenn man sich mit der Frage "Was will ich" beschäftigt? [spp-timestamp time="8:57"] - Leute, die das stark trennen, machen meines Erachtens einen Denkfehler. Wenn man morgens im Anzug zur Arbeit geht, ist man kein anderer Mensch als der, der abends in den Jeans zuhause sitzt. Die Trennung macht allenfalls zur Abgrenzung und zur Wahrung einer gesunden Work-Life-Balance Sinn. Aber sonst verbraucht eine solche Trennung Energie. Was wir natürlich alle tun ist, Rollen zu übernehmen - Mitarbeiter, Vater, Ehemann, Freund, Vorgesetzter, etc. - aber insgesamt müssen einem diese Rollen in ihrer Gesamtheit behagen. Eine zu starke Trennung ist nicht sinnvoll. Muss man immer wissen, was man will? Darf man das auch einmal nicht wissen? 10:48 - Es geht darum, eine gute Balance zu finden. Es ist gut, wenn man sich gezielt durchs Leben begibt. Du möchtest schliesslich am Steuer deines eigenen Schiffes sitzen und dich nicht einfach von der Strömung treiben lassen. Aber man muss ab und zu auch einsehen, dass die Welt ganz vieles bringt, das sich nicht steuern lässt - gerade in der heutigen Zeit, in der sich die Welt so schnell dreht. In dem Sinne: Steuern, ab und zu den Motor abstellen und sich treiben lassen, und dann wieder ran ans Steuer. Im Vorstellungsgespräch erwarten Firmen eine Antwort auf die Frage nach der Karriereplanung. Wie geht man damit um, wenn man es nicht weiss? [spp-timestamp time="12:17"] - Grundsätzlich sollte man in Bewerbungsgesprächen immer ehrlich sein, damit man authentisch darstellen kann, was man erlebt und empfindet. Eine Antwort könnte sein: "Die Welt verändert sich ständig. Ich bin offen für Neues, interessiert und neugierig, aber habe auch meine Linie und möchte darauf achten, was mir entspricht. Wohin das führt, das weiss ich nicht." Gibt es Phasen im Leben, in denen es besonders wichtig ist, diese Frage zu stellen? [spp-timestamp time="13:20"] - Sicher einmal dann, wenn man die Schulzeit abschliesst und eine Berufswahl ansteht. Dann gibt es aber auch individuelle Veränderungen im Leben - Heirat, Studienabschluss, Auslandsaufenthalt, die Geburt eines Kindes - aber man sollte sich diese Frage immer stellen und sich verändern können, auch wenn man älter ist. Ein 55-jähriger Kunde von mir startet gerade in eine völlig neue Richtung, und das finde ich grossartig. Kann man seine Karriere zu sehr planen? 14:28 - Ja, das kann man und beobachte ich auch. Man kann in der Karriereplanung Idealen nachgehen und dann merken, dass man vor grossen Hürden steht, eine Prüfung nicht besteht und sich dann verkrampft. Die Balance Zwischen Steuern und Treiben lassen ist hier wieder wichtig: Man darf auch Dinge mit sich geschehen lassen. Und gerade in jungen Jahren darf man auch Dinge ausprobieren, was dann später im Leben  schwieriger wird, wenn man Verpflichtungen gegenüber steht. Hast du gewusst, was du werden willst, wenn du einmal gross wirst? [spp-timestamp time="15:34"] - Nein, da bin ich ein typischer Fall. Ich war ein fleissiger, braver Schüler und wollte an die Kantonsschule, habe aber eine Prüfung nicht geschafft und mich danach für die Verkehrsschule entschieden. So bin ich bei der Swissair gelandet, habe 15 Jahre im Luftverkehrsumfeld gearbeitet und danach Psychologie studiert. Das war eine gute Entscheidung, aber auch dort hat der Zufall mitgespielt. Genauso bin ich auch nach Basel gekommen und hier 30 Jahre geblieben. Jetzt bin ich hier, und es ist wunderbar. Hast du auch Kunden erlebt, bei denen sich dein erster Eindruck komplett gewandelt hat? [spp-timestamp time="16:38"] - Durchaus; im diagnostischen Prozess verschafft man sich zunächst ein Bild durch das Gespräch. So bekommt man einen subjektiven Eindruck. Später kommen dann Testverfahren zum Einsatz, in denen die Kunden aufgefordert werden, sich Gedanken über sich selbst zu machen. Da kann es vorkommen, dass das Selbstbild, das jemand von sich zeichnet, ein anderes ist, als ich als Fremdbild bekomme. Zwischen Selbstbild, Fremdbild und Idealbild gibt es eben manchmal grosse Unterschiede. Was meinst du mit Selbstbild, Fremdbild und Idealbild? [spp-timestamp time="17:38"] - Das Selbstbild ist das, was ich über mich selbst, mein eigenes Denken, Verhalten und Fühlen sagen würde. Das Fremdbild ist das, was mein Umfeld von mir wahrnimmt. Dazwischen kann es Unterschiede geben, denn jeder hat auch blinde Flecken, die verhindern, dass ich gewisse Verhaltensweisen oder Wesenszüge wahrnehme. Das Idealbild ist das, was man gerne sein möchte oder denkt, wie man sein sollte. Es ist gefüllt mit Fantasien und Idolen. Einem Idealbild zu stark nachzustreben kann schädlich sein. Kann es sein, dass sich nach einer Standortbestimmung jemand komplett wandelt? [spp-timestamp time="18:58"] - Hoffentlich führt es zu einer Veränderung, ja! Eine Standortbestimmung kann aber auch eine Bestätigung dessen sein, was man ohnehin wollte, eine Art Sicherheit. Meist sind die Veränderungen nur Korrekturen wie ein Stellenwechsel oder neue Ausbildung. Die radikalen Wechsel gibt es auch, aber sie sind selten. Ein Kunde von mir hat sich nach dem dritten Gespräch dazu entschieden, den Job zu kündigen und nach Australien zu gehen. Ihm hatte lediglich ein kleiner Schubser gefehlt, um den Entscheid zu fällen. Eine andere Kundin hingegen hat nach der Beratung gemerkt, dass ihr ihr bisheriges Leben als Hausfrau am besten gefällt - und diese unspektakuläre Einsicht war für sie sehr befreiend. Was meinst du, sagen sich Menschen öfter "Ach, hätte ich nur!" oder "Ach, hätte ich doch lieber nicht!"? [spp-timestamp time="20:50"] - Ich hoffe, dass es Letzteres ist. Zurückschauen und sich sagen zu können "Da bin ich aber voll auf die Nase gefallen" ist viel schöner als das Bedauern "Das habe ich nicht getan, und das auch nicht.". Letztlich geht es darum, etwas probiert zu haben. Darum irritiert es mich auch, dass viele junge Leute so sehr auf Sicherheit bedacht sind und viele Dinge nicht frisch und frech ausprobieren. Hat sich das in den letzten Jahren geändert, oder ist das deine Erfahrung, die aus dir spricht? [spp-timestamp time="21:51"] - Ich weiss es nicht, es ist eine persönliche Einschätzung.  Ich glaube, dass junge Leute heute mehr darauf getrimmt werden, dass sie "gut funktionieren", gute Abschlüsse machen und so weiter. Da bleibt weniger Zeit fürs Schräge und Mutige übrig. Dabei sollte man doch gerade zwischen 16 und 30 sagen: "Die Welt gehört mir, und jetzt probiere ich ein paar Dinge aus." Man sollte auch scheitern dürfen. Doch Scheitern wird hierzulande, gerade im Zusammenhang mit Selbständigkeit, oft als Makel gesehen. Zu wissen, was man will, ist ja nur ein erster Schritt. Was kommt danach? [spp-timestamp time="23:03"] - Wenn man weiss, was man will, dann kommt die Frage, wie man das macht. Das kann heissen, dass man eine neue Stelle suchen muss, dass man seinen Schulranzen noch etwas füllen muss, und dann geht es darum, sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewegen. Manche meiner Kunden wissen dann zwar, was sie wollen, aber es fehlt ihnen noch ein gewisser "Kick", um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, weil vielleicht gewisse Ängste im Weg stehen. In manchen solcher Situationen nehme ich meinen Kunden den Entscheid ab, indem ich ihnen ein konkretes Zieldatum setze - "bis dahin machen Sie das Telefon". In anderen warte ich damit, meine Dienste zu verrechnen, damit meine Kunden noch "eine Rechnung mit mir offen haben", was sie zum Handeln bringt. Welche Tipps möchtest du unseren Hörern für ihre Karriereplanung mit auf den Weg geben? [spp-timestamp time="24:52"]
  • Überleg dir bei der Arbeit: Was gefällt dir? Was gibt dir Energie? Was ist eher Pflicht? Der Kür-Teil sollte grösser sein als der Pflicht-Teil.
  • Sei neugierig darauf, was dir die Welt bietet - neue Berufsbilder, neue Ausbildungen.
  • Frag dich, ob das, was dir heute gefällt, auch in 5, 10 Jahren noch gut ist.
Wo kann man dich finden und Kontakt mit dir aufnehmen? [spp-timestamp time="26:25"] - Am besten erreicht man mich über iapbasel.ch. Abschluss [spp-timestamp time="27:13"] - Die Baloise hat im Moment 170 Positionen offen, 80 davon in der Schweiz. Schau dir jetzt die Stelleninserate an - vielleicht ist etwas Spannendes für dich dabei! baloise.ch/jobs [spp-timestamp time="27:40"] - Wenn du keine Folge des Baloise Jobcast mehr verpassen willst, dann abonnier uns doch einfach unter baloisejobs.ch/podcast-abonnieren


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 August 15, 2016  28m