Um die Kapitänsbinde der Fußball-Nationalmannschaft hat es schon oft Ärger gegeben. Meistens ging es darum, wer sie tragen darf. Jetzt, bei der aktuellen Weltmeisterschaft in Katar, kommt aber nochmal eine ganz andere Debatte dazu: darüber, wie so eine Kapitänsbinde eigentlich aussehen darf, wie nicht – und ob man sich an jede Vorgabe der Fifa, also des Weltfußballverbands, halten sollte.
Die Binde, um die es geht, ist weiß, darauf steht “One Love” und zwischen den Wörtern ist ein Herz, das in bunten Farben gestreift ist. Und die Fifa hat am Montag verkündet: Man werde nicht erlauben, dass Mannschaftskapitäne wie Manuel Neuer diese Armbinde tragen. Das wollten neben Neuer auch die Kapitäne von England, Wales, Niederlande, Schweiz, Belgien und Dänemark machen. Sie wollten damit ein Zeichen für Diversität und gegen Diskriminierung setzen. Jetzt ist diese Binde also verboten, die Fifa droht allen Spielern mit Sanktionen, falls sie sie doch tragen. Manager Oliver Bierhoff vom Deutschen Fußball Bund (DFB) hat am Montag in diesem Zusammenhang sogar von Zensur gesprochen.
Trotzdem hat auch der DFB entschieden: Manuel Neuer wird die Armbinde nicht tragen. Und seither gibt es auch deutliche Kritik am DFB. Ist eine Gelbe Karte wirklich so ein großes Risiko? Wäre die Aktion nicht sogar stärker, wenn Konsequenzen drohen? Die Handelskette Rewe hat wegen der Kontroverse jetzt sogar die Zusammenarbeit mit dem DFB beendet.
SZ-Reporter Philipp Selldorf berichtet aus Katar. Er sagt: “Der Sinn der Aktion war ja, dass man es gemeinsam macht. Aber die Gemeinsamkeit gibt es nicht mehr.” Der DFB stünde außerdem nicht allein in der Fußballwelt und müsse die Interessen von Millionen Mitgliedern bedenken, “und man weiß nicht, wie viele Mitglieder einen Zweikampf mit der Fifa befürworten würden”, so Selldorf. Insgesamt sieht er das Verbot aber kritisch. Es sei eine reine, autoritäre Machtdemonstration der Fifa.
Weitere Nachrichten: Union und Ampel einigen sich beim Bürgergeld, Bundeswehr soll sich aus Mali zurückziehen.
Moderation, Redaktion: Tami Holderried
Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb
Produktion: Jakob Arnu
Zusätzliches Audiomaterial über Reuters.