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Die Wissenschaften sind in einer Phase des Experimentierens. Sie sehen sich mit einer digitalen Welt konfrontiert, die ungeahnte Möglichkeiten der Verbreitung bietet und zugleich eine handfeste Herausforderung jeder akademischen Autorität darstellt. Speziell Podcasts haben innerhalb dieser Phase eine außerordentliche Popularität. Zugleich ist ihre epistemologische, medienwissenschaftliche und intellektuelle Bestimmung gerade auch für die Sozial- und Geisteswissenschaften noch weitgehend offen...
Die Zukunft ist ungewiss. Sie ist genuin offen und entzieht sich immer wieder unseren Vorhersagen. Das stellt eine ethische Reflexion des politisch Wünschenswerten vor handfeste Probleme...
Ein Ereignis sprengt bisherige Begriffe. Man muss sich vorbehaltlos darauf einlassen, wenn man etwas lernen will. Für unseren Gast Guillaume Paoli sind die französischen Gelbwesten genau so ein Ereignis. In seinem Buch Soziale Gelbsucht versucht er, der Bewegung in all ihrer Mehrdeutigkeit gerecht zu werden. Seit November 2018 sind die Gilets Jaunes auf der Straße. Ohne Parteibuch, ohne Gewerkschaftsaufruf: Es sind überwiegend politische Anfänger auf den ersten Demonstrationen ihres Lebens...
Die Forderung des tansanischen Botschafters nach Wiedergutmachung für deutsche Kolonialverbrechen hat zuletzt einmal mehr daran erinnert, dass die deutsche Kolonialgeschichte nicht als historisch „abgeschlossen“ gelten kann. Die koloniale Phase von 1884 bis 1919 war lange Zeit ein blinder Fleck im kulturellen Gedächtnis...
Der morderne Staat hatte immer ein wachsames Auge auf der Familie. Sowohl im Kaiserreich und der Weimarer Republik als auch im Dritten Reich, der DDR und der Bundesrepublik galt die Familie als Stabilisator der Gesellschaft. Was eine »richtige« Familie ausmacht, blieb allerdings kontrovers...
Es hat sich herumgesprochen: Nicht alle wissenschaftlichen Arbeiten sind einwandfrei. Die Jagd auf Plagiatoren läuft seit Jahren und hat inzwischen manche Karriere beendet. Zuletzt beschäftigte die Soziologie die Diskussion um Cornelia Koppetsch. Anlass für uns, das Plagiieren nicht als moralische Verfehlung Einzelner zu geißeln, sondern über seinen sozialen Sinn zu spekulieren...
Rechtspopulismus bedeutet landläufig: Autoritäre Politik, die sich gleichermaßen von Menschenrechten und Demokratie verabschiedet. Unserem Gast Victor Kempf ist das zu einfach. In einem Beitrag für den Leviathan hat er zuletzt darauf hingewiesen, dass im rechten Diskurs durchaus eine Vorstellung von Demokratie entwickelt wird: ein Kommunitarismus, der Menschenrechte akzeptiert, diese aber der Souveränität des Volkes unterordnet...
„Wir leben in einer Gesellschaft“, darauf weist derzeit ein Meme hin. Ironisch und doch ernst ist der Hinweis, galt doch in den letzten Jahrzehnten nicht nur politisch, sondern auch sozialwissenschaftlich oft genug das Diktum Margaret Thatchers: „There is no such thing as society.“ Von gesellschaftlicher Totalität gar, mit der Intellektuelle wie Louis Althusser oder Theodor W. Adorno über Jahrzehnte gerungen hatten, ganz zu schweigen...
Der demokratische Staat repräsentiert die Allgemeinheit, sagt die Theorie. Aber wer darf im Namen anderer sprechen? Wer darf für sich beanspruchen, die Interessen aller zu vertreten. Diese Frage wird in den letzten Jahrzehnten zunehmend politisiert...