Gesamtlänge aller Episoden: 1 day 5 hours 32 minutes
Erzählt uns Beethoven in seiner Sonate op. 26 eine Geschichte? "Auf den Tod eines Helden", so ist der langsame Satz überschrieben, ein Trauermarsch. Frédéric Chopin war fasziniert davon. Doch Igor Levit sieht darin nur eine Szene, etwas Imaginäres, nicht das wahre Leben. Das holt uns im übermütigen Finale wieder auf den Boden.
Vor den Sechzehntel-Raketen im ersten Satz betet Igor Levit erstmal drei "Vater unser". In der Sonate op. 22 zieht Beethoven Zwischenbilanz: Ein Freiluft-Stück in bester Laune, allerdings höllisch virtuos. Und eine Rückschau auf das bisher Erreichte mit Grüßen an Haydn und Mozart. Und gelegentlich auch an Etüden und feiernde Bauern.
Elegant der erste Satz, komisch der zweite, rasant der dritte: Diese Musik ist pure Freude. Auch wenn Beethoven in der Sonate op. 14, Nr. 2 manchmal etwas poltert. Igor Levit stellt sie in dieser Folge näher vor.
Im Kleinformat geht's weiter: Die beiden Klaviersonaten op. 14 hat Igor Levit schon als Kind gespielt. Unterschätzen darf man sie nicht - schließlich überwindet Beethoven darin die Gesetze der Physik. Jedenfalls verlangt er das von den Pianisten. In dieser Folge stellt Igor Levit die Sonate E-Dur op. 14 Nr. 1 vor. Bei der Gelegenheit erklärt er auch die drei Pedale des Flügels.
Zu nah, zu schmerzhaft, zu langsam, zu schnell: In seiner "Grande Sonate Pathétique" op. 13 forciert Beethoven den musikalischen Ausdruck bis zum Zerreißen. Igor Levit stellt die populäre Klaviersonate genauer vor.
Der langsame Satz aus op. 10 Nr. 3 bohrt sich in eine dunkle Gefühlswelt. Für Igor Levit der tiefsinnigste langsame Satz in Beethovens Klaviersonaten bis zur Hammerklaviersonate. Und das Finale tröstet und umarmt.
Ein größerer Gegensatz zur vorigen Sonate ist kaum denkbar: In op. 10 Nr. 2 dreht Beethoven eine Nase. Wem? Den Hörerinnen und Hörern, den Pianisten, den Konventionen der Zeit - und sich selbst. Warum? Weil er's kann.
Beethoven greift an. Den Hörer, den Pianisten, das Klavier. Er strapaziert, er überfällt. Und das ist wunderbar. Die dramatisch zerklüftete Sonate Op. 10 Nr. 1 eröffnet eine kontrastreiche Dreiergruppe.
In Folge 4 geht es um ein unterschätztes Meisterwerk: Die Sonate op. 7 wird selten im Konzert gespielt. Warum? Sie ist höllisch schwer, irre lang - und endet ganz unspektakulär im pianissimo. Also viel Mühe, die meist mit wenig Ovationen belohnt werden. Igor Levit liebt sie trotzdem. Und er entdeckt darin Beethovens Aufbruch in die Romantik...
In seiner dritten Klaviersonate kombiniert Beethoven den Humor der zweiten mit dem radikalen Ernst der ersten. Und er demonstrierte seinen Zeitgenossen, dass er nicht nur als Komponist ein Revolutionär war, sondern auch als Pianist überragende Fähigkeiten hatte: Im Grunde, sagt Igor Levit, ist die Sonate op. 2 Nr. 3 in C-Dur ein verkapptes Klavierkonzert. Und der glanzvoll virtuose Abschluss der Sonaten-Trilogie, die Beethoven als Opus 2 veröffentlichte.