Gesamtlänge aller Episoden: 2 days 1 hour 55 minutes
"Mia san müd" schreibt die SZ über den FC Bayern - und wirft damit Fragen auf, die weit über die nach dem Zustand der Mannschaft hinausgehen: Ist das eine gute Überschrift? Ist das vernünftiges Bairisch? Wie lässt sich Dialekt am besten verschriftlichen? Außerdem sprechen wir über den Unterschied zwischen "Sinn machen" und "Sinn ergeben" und befassen uns mit Situationen, in denen "nicht" etwas anderes meint als sonst. Für die Zuschriften danken wir unseren Hörern F.E...
Der Text und das Textil haben den gleichen Wortursprung - das lateinische "Textus", was "Gewebe" oder "Zusammenhang" bedeutet. Insofern haben wir es mit sehr alten und bedeutungsschwangeren Zusammenhängen zu tun, wenn heute z.B. Gucci sein Logo auf einen Pullover sticken und für knapp 1000 Euro verkaufen kann oder ein T-Shirt mit der Aufschrift "Feminist" plötzlich massentauglich ist. Sozusagen! entschlüsselt mit Angelika Riley vom Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe die Sprache der Mode.
"denn ist nicht "weil", schreibt uns Peter G. aus Berlin. Recht hat er! Unser Sprachwissenschaftler Vincenz Schwab greift mit uns die Hörerpost auf und erzählt uns etwas über die Stellung des Verbs im Nebensatz, weil er kennt sich da richtig aus. Außerdem stößt sich Norbert S. aus Geretsried am Ausdruck "Behindertenwerkstatt". Und Eva J. aus München fragt uns: Gibt es schöneres als den Klang einer Gitarre?
Mit der AfD ist der Ton in deutschen Parlamenten in den letzten Jahren schärfer, hitziger, provozierender geworden - das ist nicht nur so ein subjektives Gefühl, das zeigt auch eine neue Studie: Prof. Heidrun Kämper hat am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim die veränderte Debattenkultur untersucht - am Beispiel des Stuttgarter Landtags. Außerdem: Ein Kommentar zum aus unserer Sicht nervigsten Wort 2020: "Vorpreschen".
Gedenket der Toten! Oder: Gedenket den Toten? Unser Experte Vincenz Schwab weiß nicht nur, was richtig ist, er kann es auch gut erklären. Verben, die ein Genitivobjekt regieren, das ist schon was für Genießerinnen und Kenner. Außerdem in dieser Hörerfragen-Sendung: "Die Weinschorle trinkt die Dame" - wenn Sätze zwar korrekt sind, aber trotzdem verwirrend.
Aerosol, Ct-Wert, Viruslast, Impfstoff-Tracker: Im Gefolge von COVID-19 haben medizinische Fachbegriffe die Alltagssprache infiziert. Was bedeutet das für die Kommunikation? Verstehen wir all diese Begriffe, die seit ein paar Monaten so selbstverständlich zirkulieren, überhaupt richtig? Und wie beeinflusst es die Verständigung mit Ärzten? Antworten an der Schnittstelle zwischen Sprache und Krankheit gibt Theresa Schnedermann vom DFG-Netzwerk "Linguistik und Medizin".
Menschen, die sich Sprachen ausdenken - darum geht es im neuen Buch von Clemens J. Setz. Der Österreicher nimmt uns mit in die Welt der Plansprachen, zu deren Erfindern, Dichterinnen und Nutzern. Da ist ein blinder Russe, dessen Esperanto-Netzwerk die ganze Welt umspannt. Da ist der oberste Wächter der Sprache Volapük, ein älterer Herr in Bad Godesberg. Da ist der Emigrant Blitz, der verzweifelt gegen die Einzigen kämpft, denen sein Lebenswerk etwas brachte...
"Flugblätter", sagt Lenin, "sind eine sehr ernst zu nehmende Sache und von allen Arten der Literatur die allerwichtigste." Die Autoren Tobias Roth und Moritz Rauchhaus haben den Revolutionsführer beim Wort genommen und in einem neuen Buch die immense Flugblattproduktion des Zweiten Weltkriegs ergründet: Was für Botschaften werden da vermittelt? Wie? Und: An wen? Einblicke in eine irre Textsorte, die auf alle nur denkbaren Arten das Allerschwierigste versucht: Den Feind zum Aufhören zu bewegen.
Bis vor 100 Jahren haben Politiker in öffentlichen Reden eine ausgefeilte, komplexe Sprache benutzt. Mit dem Radio, dem Fernsehen, dem Internet änderte sich das. Im Fokus der politischen Rhetorik heute: Volksnähe. "Donald Trump ist mit seinen Tweets die extremste Weiterführung dieses Wandels", sagt die Sprachwissenschaftlerin Ulrike Schneider, die gemeinsam mit KollegInnen einen Sammelband zum Thema herausgegeben hat. Wir zerlegen mit ihr Trumps Sprache und die Rhetorik der Populisten.
Welchen Beitrag leistet Sprache bei der Verbreitung von Judenfeindlichkeit? - Diese Leitfrage stellt (und beantwortet) der Autor und Journalist Ronen Steinke in seinem neuen Buch "Antisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt". Bei uns erklärt er auch, was es eigentlich mit dem merkwürdigen Begriff "Antisemitismus" auf sich hat - und warum Münchens Jüdische Gemeinde so oft mit einem Konsulat verwechselt wird.