Gesamtlänge aller Episoden: 1 day 13 hours 14 minutes
Werte Hörer, willkommen zurück bei Tiefschnee! Nach einer eineinhalbjährigen Uploadpause geht es jetzt in die zweite Staffel.
Im September 2021 bin ich zurück nach Russland gefahren, für mein Masterstudium. Die meisten Folgen, die seit dieser Zeit entstanden ist, konnten wegen des Ukrainekrieges nicht veröffentlicht werden. Dies werde ich nun nachholen...
Im Dezember 2021 ist in Russland noch alles ruhig, der Alltag nimmt mich gefangen, mit all seinen Tücken. Die Prüfungszeit steht bevor, das Wohnheimleben nimmt mich gefangen, mit all seinen spannenden Bewohnern aus aller Herren Länder...
Gerade sind Winterferien. Silvester feiern wir auf einer kleinen Datscha, nicht weit weg vom Stadtrand, mit einem bunten Strauß spannender Gäste, die ihre Geschichten erzählen. Ein Freund von mir lädt mich nach Udmurtien ein, eine autonome Region westlich von Jekaterinburg, die von Udmurten bewohnt wird - jener Freund gehört selbst zu ihnen. Ebenfalls aus seiner Heimatregion stammt Herr Kalaschnikow...
Einige Monate bin ich bereits in der Stadt, mein Freundes- und Bekanntenkreis erweitert sich ständig. Ich gehe Skifahren und bin auf nächtliche Spritztouren durch Jekaterinburg in alten Ladas eingeladen. Was sich außerdem bemerkbar macht: Die Stadt ist voller ausländischer Studenten. Überhaupt kein Vergleich zu Kemerowo. Die hiesigen Internationals kommen aus Äthiopien, Equador, Indonesien und Indien...
Am 24. Februar ändert sich alles. Russland greift die Ukraine an. Noch gelähmt von den schrecklichen Nachrichten versuche ich, Gründe für den Krieg zu finden, seine Ursachen zu verstehen. Und ich ahne noch gar nicht, welche Folgen das auch für mich haben wird. Wer weiß, wie lange ich noch hier sein kann, mein Aufenthalt steht auf Messers Schneide. (Anm: Die Folge wurde im März 2022 aufgenommen, beschriebene Entwicklungen, Ansichten und Erkenntnisse sind nicht aktuell...
Der Krieg richtet auch in meinem Leben eine ganze Menge Chaos an. Mein Wohnheimmitbewohner aus Österreich mit einem gewissen Hang zur Opulenz und Verschwendungssucht flieht aus Russland, nicht ohne die 3000 Kilometer zur Grenze standesgemäß im Taxi zurückzulegen. Wir treffen uns zu ausufernden Gelagen, insgeheim Vergessen suchend, während der Exodus in vielen Bereichen um sich greift. Russen wie Ausländer nehmen reißaus, verlassen fluchtartig das Land...
Drei Monate sind vergangen seit Kriegsbeginn. Allmählich zeichnen sich die ersten Folgen im Land ab. Westliche Geschäfte schließen, Russen fahren nach Usbekistan, um sich Bankkarten zu machen, seit ihre eigenen hinter der Grenze zu einem wertlosen Stück Plastik geworden sind. Doch die Wirtschaft hält sich wacker, die Sanktionen scheinen die Russen eher trotziger zu machen...
Der DAAD streicht mir mein Stipendium - ersatzlos. Und wegen der Sanktionen kann mir kein Geld mehr nach Russland überwiesen werden. Angebote, nach Georgien oder Usbekistan umzuziehen, um dort zu studieren, verwerfe ich rasch. Stattdessen suche ich mir Arbeit und werde Dozent für deutsche Sprache an unserer Universität. Der Anfang gleicht einem Sprung ins kalte Wasser. Doch schon sehr bald finde ich großen Gefallen an meiner Arbeit...
Im April fliege ich in die usbekische Hauptstadt, nach Taschkent. Mehrfach schon wurde ich dorthin eingeladen. Ilja und Ibragim, die ich noch aus Kemerowo kenne, wohnen dort, außerdem Aimgul, die vor kurzem zurück in die Heimat gezogen ist.
Das fremde Usbekistan erweist sich als exotischer als gedacht...
Aimgul und ich treffen uns mehrmals, sie erzählt mir von ihrem Heimatland und von den Problemen, die es hier gibt. Zu viele, die gehen wollen, abwandern ins Ausland... Indes gibt Iljas unternehmungslustige Mutter kaum mehr Ruhe, wir fahren in benachbarte Städte und in die Berge. Die nette, aber schwatzhafte Art der Mutter lässt sich immer schwerer ertragen...
Handlungszeitraum: 28.04.2022 - 13.05.2022