Die Wolken ziehen am Himmel. Ich sitze auf einer Bank am Waldrand und mache nichts. Ich schaue den Wolken zu. Die Wolkenformationen bauen sich auf und bilden aberwitzige Gestalten. In diesen Wolkenbergen kann ich etwas erkennen, wenn ich denn etwas erkennen will. Die Wolken ziehen keine Fratzen, doch mitunter habe ich den Eindruck, als würde ich ein Gesicht oder ein Tier erkennen. Einer dieser grauen Wolkenkolosse sieht tatsächlich wie ein Kamel aus. Oder wie ein fliehendes Pferd. Ich muss nur eine Weile warten, und die Formen verwandeln sich wieder. Dann ist auf einmal nichts mehr zu erkennen, und eine viertel Stunde später sehe ich eine Gestalt wie aus der griechischen Mythologie. Wenn ich eine Weile so dasitze und dem Spiel der Formen folge, kann ich gut nachvollziehen, dass unsere Vorvorfahren überzeugt waren, dass sagenhafte Göttergestalten im Himmel wohnen müssen. Heute sind wir nicht mehr so leicht bereit, an Sagengestalten und Götter zu glauben. Zumindest wissen wir, dass Wolken Wolken sind, also vor allem aufgestiegener Wasserdampf, der sich bald wieder auf die Erde entladen muss. In Europa leben wir glücklicherweise in einer gemäßigten Klimazone, in der es trotz allem regelmäßig und ausreichend regnet. Doch wir wissen nicht, wie lange das noch der Fall sein wird.