Die Lebenshandwerkerin
Schon immer fühlte sich die 14-jährige Katharina für die Familienharmonie und das Wohlergehen aller verantwortlich. Nach der Scheidung ihrer Eltern intensivieren sich die Aufgaben als Lebenshandwerkerin sogar noch. Als ein Schicksalsschlag sie aus der Bahn wirft, ändert sich das derart schnell und drastisch, dass niemand, schon gar nicht sie selbst, damit umzugehen vermag.
Sina Scherzant: Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne. Park x Ullstein, 2023, 365 S. 23 €
Hier gibt es das Buch zu kaufen.
Die neue Familiensituation ist für die Teenagerin sehr belastend, doch ihr Fokus liegt auf der Fürsorge für ihre kleine Schwester. Was die Eltern an Zuneigung missen lassen, kompensiert Katha und überschüttet die Schwester mit Liebe. Ihre eigenen Bedürfnisse scheinen irrelevant. Angelica, die Mutter einer Freundin, ist all das, was Katha bei ihrer eigenen Mutter vermisst. Ihr kann sie sich anvertrauen, über intimste Dinge sprechen. Im Zusammensein mit Angelica wird ihr vieles klar, vor allem, dass ihr traditionelles Bild von Frau und Mann dringend modernisierungsbedürftig ist. Ist Angelica in der Nähe, scheinen alle Probleme lösbar. Der überraschende Tod dieser herzenswarmen Frau stürzt Katha in namenlose Tauer und in eine Welt aus Alpträumen und Dämonen. Lange dauert es, bis schließlich Nadine, die energische und kluge kleine Schwester Kathas Mauer durchbrechen kann. Drastisch, schmerzhaft, nahbar und zärtlich schreibt Sina Scherzant diese Geschichte, mit starken Bildern, die schon der Buchtitel verheißt und einem hoffnungsvollen Ende. Ein großartiges Debüt.