Leben und Lieben gegen Wiederstände
Lina Nordquists Familienroman entfaltet eine Wucht, die an die Kraft mythischer Erzählungen denken lässt und ist zugleich tief in der Natur verankert. Am Anfang steht eine Flucht zu Fuß von Trondheim quer über die nordische Halbinsel an die Ostküste ins schwedische Hälsingland - eine schier übermenschliche Überlebensleistung. Mittelpunkt des Geschehens ist ein Holzhaus tief im Wald, zuerst als Notquartier bezogen und nach langen Jahren hart erschufteter Pachtzahlungen zum bescheidenen Heim für eine mehr als ungewöhnliche Familie geworden. Lina Nordquist: Mein Herz ist eine Krähe, Diogenes, 454 S. 25 € Hier gibt’s das Buch zu kaufen Die Autorin zeigt uns das beinahe archaisch anmutende Leben der kleinen Gemeinschaft in der Holzhütte, die buchstäblich von ihrer Hände Arbeit lebt: Holz fällen gegen Lohn, Felder bestellen, Gemüse anbauen, Beeren und Pilze sammeln. Der Alltag der Schwiegertochter Kora unterscheidet sich nur in Nuancen von dem der ersten Bewohnerin Unni. Die beiden haben sich nie kennengelernt, aber ihnen ist gemeinsam, dass sie jeden Tag kämpfen müssen. Auf Unni lastet die Sorge ums schiere Überleben ihrer kleinen Familie, allein der Gedanke an den nächsten Winter löst Panik aus, von drei Kindern bleibt ihr nur eines. Kora dagegen leidet schon seit sie denken kann unter Ängsten und extremer Schüchternheit, eine Außenseiterin, die immer ein wenig im Schatten steht. Sie wäre so gern wie Unni: geliebt, stark und imstande, einfach zu gehen