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episode 106: Staatsschulden


Finanzen | Aktien | Rohstoffe | Geldanlage Staatsschulden

Hallo und herzlich willkommen zu unserem heutigen Podcast. Heute werfen wir einen Blick in die Bücher. Nicht aber in die Bücher eines Aktienunternehmens, sondern in die Bücher des deutschen Staates. Das Thema besprechen wir heute gemeinsam mit Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG.

Starten wir mit dem Gesamtbild, in dem Deutschland neue Rekordschulden erreicht hat. Können Sie uns erklären, wie es dazu kam?

Natürlich. Die Hauptfaktoren, die zu diesem Anstieg führten, waren die Energiekrise und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese beiden Faktoren haben die Staatsschulden um weitere 47 Milliarden Euro auf ein Rekordhoch getrieben.

Und wenn wir uns die Zahlen genauer ansehen - wie sieht die Situation aus?

Ende 2022 schuldeten Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung insgesamt 2.368 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 2 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Pro Kopf entspricht dies einem Anstieg von 244 Euro auf insgesamt 28.164 Euro pro Person.

Wie haben sich die Schulden auf Bund, Länder und Gemeinden verteilt?

Der Bund allein hatte Schulden in Höhe von 1620,4 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 4,6 % entspricht. Interessanterweise sanken die Verbindlichkeiten der Länder jedoch um 5 % auf 606,9 Milliarden Euro.

Das ist bemerkenswert. Aber wie sieht es in den einzelnen Bundesländern aus?

Trotz eines Rückgangs wiesen die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin immer noch die höchste Pro-Kopf-Verschuldung auf. Insbesondere Bremen mit 33.264 Euro pro Kopf. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Stadtstaaten kommunale Aufgaben übernehmen, was ihre Zahlen beeinflussen kann. Bei den Flächenländern ist das Saarland an der Spitze mit 13.651 Euro pro Einwohner, während Sachsen und Bayern die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung aufweisen.

Und wie sieht es auf kommunaler Ebene aus?

Die Schulden der Gemeinden stiegen um 5,1 % auf 140,8 Milliarden Euro. Am höchsten verschuldet pro Kopf sind die Kommunen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Am wenigsten verschuldet sind Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

Vielen Dank für die ausführlichen Einblicke. Nun möchte ich mit Ihnen gerne einen Blick in die Zukunft vornehmen: Was denken Sie, welche Auswirkungen werden diese Schulden langfristig auf Deutschland haben?

Zunächst muss ich erwähnen, dass es nicht nur negative Effekte der Staatsverschuldung gibt. Schließlich geschah die Verschuldung nicht ohne Grund: Der Staat hat damit nämlich versucht die konjunkturellen Schwankungen abzufedern.

Dennoch gibt es hierbei auch einige negative Effekte:

Zunächst das Zinssatzrisiko: Wenn Deutschland in Zukunft Kredite zu höheren Zinssätzen aufnehmen muss, könnten die Zinszahlungen den Haushalt erheblich belasten. Dies würde den Spielraum für andere Ausgaben einschränken und könnte zu Haushaltskürzungen führen.

Des Weiteren ein hoher Schuldenstand: Dies kann die fiskalpolitische Flexibilität einschränken, insbesondere in Zeiten der wirtschaftlichen Rezession, wenn ein fiskalischer Stimulus notwendig wäre.

Mit Blick auf die aktuelle konjunkturelle Lage könnte dies noch für ernsthafte Probleme sorgen. Die makroökonomischen Daten zeigen, dass Deutschland einer Rezession nur knapp entkommen und noch immer nicht auf der sicheren Seite ist. Die fiskalpolitische Flexibilität sollte da nicht unterschätzt werden.

Und wie schaut es mit dem Rating aus? Droht Deutschland ein schlechteres Bonitätsranking?

Eine weiterhin hohe Verschuldung könnte die Kreditbewertung Deutschlands natürlich beeinflussen. Eine Herabstufung könnte die Kreditaufnahme folglich teurer machen. Jedoch scheint dieses Szenario kein Grund zur Sorge zu sein. Die Schuldenquote, also der Schuldenstand im Verhältnis zum BIP, liegt noch weit unter 70 %.

Häufig werden Steuererhöhungen gefordert, um der Schuldenentwicklung entgegenzuwirken. Ist das ein kluger Weg?

In der Theorie klingt es relativ einfach: Mehr Steuern, mit denen dann die Schulden getilgt werden.

In der Praxis ist das jedoch kritisch zu sehen. Die Steuern sind schon im EU-Vergleich sehr hoch. Noch höhere Steuern würgen wiederrum die Konjunktur ab.

Insbesondere jetzt, wo die Zinsen sowie die Unsicherheiten von Produzenten und Konsumenten steigen, wäre dies eher Gift als eine Lösung.

Was wäre denn eine Alternative?

Zukünftiges Wachstum stärken. Also im Grunde das Gegenteil von Steuererhöhungen.

Die Idee dahinter: In einer florierenden Wirtschaft machen die Firmen mehr Gewinne und zahlen mehr Steuern an den Staat. Zudem sinkt dann die Arbeitslosenquote und die Sozialeinnahmen des Staates sind ebenfalls höher. Die Konsumenten kaufen mit ihren Gehältern Waren und Dienstleistungen und nehmen Kredite auf.

Entlasten statt überregulieren sollte die Devise lauten.

Das klingt schlüssig. Welche Auswirkungen könnte die Situation denn auf die Börse haben?

Einen fixen Mechanismus gibt es nicht. Jedoch ist die Korrelation zwischen Staatsschulden und Aktienkursen, bis zu einem gewissen Grad, positiv. Schließlich wird das Geld vom Staat investiert und sorgt hoffentlich für einen Stimulus in der Wirtschaft.

Also kein Grund zur Sorge?

Nicht zur Sorge, aber zur Vorsicht. Wie gesagt, die fiskalpolitische Flexibilität fehlt durch die erhöhten Schulden. Die Stimmung kann somit um so rasanter kippen.

In jedem Fall sollten Anleger nicht dem Home Bias verfallen und nur in Deutschland investieren.


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 November 1, 2023  8m