Radio Bob - aus der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ)

Radio Bob Informationen aus der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg Der Sendungsname ist eine Reverenz an Robert Jungk. Er war einer der Erfinder der Zukunftsforschung und Väter der Anti-AKW-Bewegung, Ehrenbürger der Stadt Salzburg und Träger eines Alternativen Nobelpreises. Der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten bei der Wahl 1992 – von FreundInnen und Kollegen einfach „Bob“ genannt – war davon überzeugt: unser aller Zukunft ist nicht vorherbestimmt. Die Menschen können und müssen sie mitgestalten. Jungk wollte, dass sie sich einbringen und damit Betroffene zu Beteiligten machen. Diese 14-tägliche Radiosendung möchte einen Teil dazu beitragen. Wir berichten aus der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) im Salzburger Stadtwerk in Lehen, einer Einrichtung für kritische und kreative Zukunftsforschung. Ihr Auftrag gemäß Stiftungserklärung: „mögliche, wahrscheinliche, gewünschte oder unerwünschte Zukünfte“ in den Blick zu nehmen und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die JBZ wirkt als Informationszentrale für Fragen und Probleme, welche die Zukunft betreffen...

https://cba.media/podcast/radio-bob-informationen-aus-der-robert-jungk-bibliothek-fuer-zukunftsfragen

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Radio Bob (S02E09) 24.04.19 Berner/Schuell: Um wen es sich zu kümmern lohnt – (wem) nützt der AMS-Algorithmus?


Im Oktober 2018 war der AMS-Algorithmus das Aufregerthema. Nur um kurz darauf vom drohenden Ende der Notstandshilfe abgelöst zu werden. Stichwort: Hartz Vier — demnächst auch in Österreich?

Seither wurden zahlreiche andere Säue durchs Dorf getrieben. Man könnte glatt den Eindruck gewinnen: beinahe jede Woche löst ein neuer politischer Versuchsballon den anderen ab.

Der AMS-Algorithmus wird heuer erprobt. Ab 2020 soll er österreichweit angewendet werden. Er teilt Arbeitslose in drei Gruppen ein. Je nach guten, mittleren oder schlechten Arbeitsmarktchancen kriegen Jobsuchende künftig mehr oder weniger Betreuung und Förderung vom  staatlichen Arbeitsvermittler.

Was mit „neue Kundensegmentierung beim Arbeitsmarktservice“ umschrieben wird, verfestige jedenfalls die bekannten Nachteile von Frauen am Arbeitsmarkt nicht. Ganz im Gegenteil, beruhigt AMS-Chef Johannes Kopf. „Das Sichtbarmachen der Diskriminierung schafft die Grundlage für eine gezielte Förderung durch das AMS. In Wirklichkeit ist das vorteilhaft für Frauen,“ wird Kopf im Kurier zitiert. Arbeitslosen-Initiativen, Volksanwälte und die OECD zeigen sich skeptisch über angebliche Vorteile für Arbeitssuchende.

Was die Wissenschaft von der algorithmusbasierter Zuweisung von Beratungsleistungen in der Arbeitsplatzvermittlung hält, erfuhr Stefan Wally von den beiden FH-Professoren Heiko Berner und Elmar Schüll.

Die beiden Wissenschafter zeigten auf, wie häufig der Innovationsbegriff zur Legitimation ambivalenter Entscheidungen verwendet wird. Ihr Fazit: die Dominanz ökonomischer und effizienzbezogener Werte trägt unter Umständen nicht zur Steigerung der gesellschaftlichen Inklusion bei, sondern kann strukturelle Diskriminierung fördern. Wenn anhand von Persönlichkeitsmerkmalen über Algorithmen die Vermittlungswahrscheinlichkeit von Arbeitssuchenden berechnet wird und auf dieser Basis selektiv Beratungsleistungen erbracht werden, so kann dies Menschen aufgrund von scheinbar objektiven Daten Chancen vorenthalten.

16,12 Min netto – Um wen es sich zu kümmern lohnt – (wem) nützt der AMS-Algorithmus?


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 April 8, 2019  n/a