Spannendes Vexierbild über Macht, Kontrolle und Selbstbestimmung
Ein Nordic Noir-Stück mit der Aussicht auf Nordlichter, die Weite Lapplands und eine doppelbödige Handlung, die eine Beziehung auf brüchiges Eis führt. Der deutsche Titel bedeutet übersetzt „arktische Luftspiegelungen“ - das ist mehr als passend gewählt, denn was hier real ist und was vorgespiegelt wird, bleibt oft im Nebel. Doch der wird sich lichten. Terhi Kokkonen: Arctic Mirage, Hanser Berlin, 192 S., 23 € Hier können Sie das Buch kaufen Karo und Risto waren in ihrer Schulzeit ein Paar und sind in ihren Vierzigern wieder zusammengekommen. Jetzt gehören sie zur erfolgreichen urbanen Elite und wirken sehr kontrolliert, Gefühle scheinen keine große Rolle für sie zu spielen. Ein glatte, gepflegte Oberfläche, die ihr Unfall aber offenbar aufgerissen hat, denn die Autorin lässt uns Zeuge einiger Ausraster werden. Von Risto zeichnet sie ein wenig sympathisches Bild. Er ist eifersüchtig, gefräßig, macht merkwürdige Fotos von Karo und ist leicht reizbar. Karos Bild oszilliert zwischen nordisch zarter Fee und Furie, wenn sie sich in eine Sache so richtig reinhängt. Während der Tage im Hotel gelingt es ihr, nach und nach Klarheit zu gewinnen über den Unfall und über das Verhältnis zwischen ihr und Risto. Es formt sich die bittere Erkenntnis, getäuscht worden zu sein, und zwar absichtlich. Es sind nicht nur Luftspiegelungen, die die Atmosphäre im Arctic Mirage vergiften, sondern tiefe Vertrauensbrüche.