Robert Misik im Gespräch mit Peter Neumann
LOGIK DER ANGST
Die FPÖ liegt in den Umfragen voran und bekundet, die Zeit „der
Mäßigung“ sei vorbei; ihre Jugendorganisation wächst mit den
rechtsextremen Identitären zusammen. Mit der AfD könnte in Deutschland demnächst eine „gesichert rechtsextreme“ Partei als stärkste Kraft in Landtage einziehen. Und in anderen europäischen Ländern sieht es nicht viel anders aus.
Die Mordserie des NSU (2000-2006), der Terroranschlag von Anders Breivik (2011), das Attentat in München (2016), das Massaker von Christchurch (2019), der Mord an Walter Lübcke (2019), die Anschläge von Halle (2019) und Hanau (2020), zuletzt ein vereitelter Putschplan deutscher Reichsbürger (2022): Rechtsextreme Gewalt beschäftigt uns schon lange – und in den letzten Jahren besonders massiv. Im Zuge sozialer Proteste könnten extreme Gruppierungen zu einer umfassenden Bewegung zusammenfinden.
Peter R. Neumann, einer der weltweit profiliertesten Experten, zeigt, wie real diese Gefahr ist – und wo ihre tieferen, ideologischen Wurzeln liegen. Statt nur einzelne Gruppen zu beschreiben, legt er das Wesen, die Logik des Rechtsextremismus frei – ebendas, was all diese Gruppen verbindet, ob Alte oder Neue Rechte, Neoreaktionäre oder Identitäre, Reichsbürger oder Verschwörungstheoretiker, AfD oder Rassemblement National. Anhand zahlreicher Beispiele, von der völkischen Bewegung im 19. Jahrhundert bis zum Populismus der Gegenwart, zeigt Neumann: Am Anfang steht nicht der Hass, sondern eine Logik der Angst. Ein Psychogramm des Rechtsextremismus – das zugleich eine dringende Warnung ist.
Peter Neumann, Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist
Robert Misik, Autor und Journalist
Peter R. Neumann, geboren 1974 in Würzburg, ist Professor für Sicherheitsstudien am King’s College London und leitete dort lange das International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR). Als international gefragter Experte war Neumann 2014 Berater der USA bei den Vereinten Nationen, 2017 Sonderbeauftragter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Daneben schreibt er u.a. für den «Spiegel» und die «New York Times». Zuletzt erschien sein vielgelobtes Buch «Die neue Weltunordnung».