Ein Buch

Jede Woche eine neue Buchempfehlung, entdeckt und sorgfältig geprüft von zwei begeisterten Leserinnen. Susanne Steufmehl und Gabie Hafner auf der Suche nach guten Büchern. Was lohnt sich zu Lesen - Geheimtipp oder Bestseller? Auf den Punkt, durchdacht und unterhaltsam. Ein Podcast für Lesehungrige und alle, die nach Buchtipps gefragt werden. Produktion: Münchner Kirchenradio (MKR) / Sankt Michaelsbund

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episode 218: Percival Everett: James


Huckleberry Finn revisited

Percival Everett hat für seinen neuen Roman „James“ die berühmte Abenteuergeschichte von Mark Twain für seine Zwecke umgewandelt. Er stellt die schwarze Figur Jim in den Mittelpunkt, zeigt was der alles daran setzt, um frei zu werden und erzählt konsequent aus der Perspektive des Schwarzen. Eine aufregende Uminterpretation, nicht weniger spannend als das Vorbild. Percival Everett: James, Hanser Verlag, 336 S., 24 € Hier gibt’s das Buch zu kaufen

Ich glaube, das meiste, was ich über Sklaverei und ihre Folgen weiß, habe ich aus Romanen und Filmen erfahren. „James“ ist eine Auffrischung all dessen auf der Höhe unserer Zeit. Percival Everett weicht vom Plot der Twainschen Geschichte ab und erfindet Szenen, die man nicht vergisst. Wenn entdeckt wird, dass ein Kumpel für James einen Bleistift entwendet hat und dafür mit seinem Leben bezahlt etwa. Oder- einer der Höhepunkte des Romans und nicht ohne Ironie - wenn James als Tenor aufgenommen wird in eine Minstrel- Band. Pikantes Detail: Die Bandmitglieder sind Weiße, die sich für ihre Auftritte schwarz schminken. Blackfacing um als authentisch zu gelten, kulturelle Aneignung der schwarzen Musik …die aktuellen Debatten lässt Percival Everett hier süffisant mitschwingen. Auch James wird zusätzlich geschminkt, damit er sich nicht von den anderen unterscheidet. Doch als die Band verfolgt wird, ist er in doppelter Gefahr ein Schwarzer, der sich unter Weiße mischt- welche Durchtriebenheit. Noch heute lebt südlich der sogenannten Mason-Dixon Linie, der Trennlinie zwischen Nord- und Südstaaten ein Großteil der afroamerikanischen Bevölkerung der USA. Erst 1964 wurde dort die Rassentrennung aufgehoben. Gleichzeitig rührt der Begriff Dixieland wohl von dieser Linie. Heute gehören Rassistische Angriffe und Diskriminierung bekanntlich wieder zur Realität in vielen Gesellschaften.


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 March 26, 2024  9m