Die sonderbare Welt der Célestine
In einem elegantes Pariser Viertel schließen ein reicher Abiturient und eine alte Stadtstreicherin eine enge Freundschaft.
Tatiana de Rosnay: Célestine und die kleinen Wunder von Paris. C. Bertelsmann, 2024, 317 S. 18 €
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Sie ist schmutzig, meist betrunken und beschimpft lautstark Passanten, die ihr nichts geben wollen. Doch da ist etwas an der alten, obdachlosen Célestine du Bac, das den verschlossenen Martin unweigerlich anzieht. Von seinem erfolgreichen, alleinerziehenden Vater meist ignoriert, hat sich der 18-Jährige in seine innere Welt zurückgezogen, die er nur mit seinem geliebten Hund Germinal teilt. Sein Blick auf die Welt ist zwar scharfsinnig, aber er scheut enge Kontakte und schreibt lieber an seinem Roman. Die vom Leben auf der Straße gezeichnete Célestine ist zunächst misstrauisch und weiß die hartnäckige Zuwendung und respektvolle Fürsorge des Jungen nicht einzuschätzen. Doch allmählich bröckelt ihr Widerstand und es entwickelt sich eine intensive Vertrautheit zwischen diesen beiden einsamen Menschen. Mit viel Charme, Sprachwitz und in einer nostalgisch anmutenden Atmosphäre erzählt die französische Autorin Tatiana de Rosnay eine Geschichte, die auch einen unbequemen Blick auf die Schattenseiten der glanzvollen französischen Hauptstadt wirft. Den Roman schrieb sie bereits 1991 und man merkt ihm sein Alter durchaus an. Trotzdem war es eine gute Idee, das Manuskript aus dem Karton im Keller zu befreien und erstmals zu veröffentlichen.