Augen zu

Was macht große Kunst aus? Darf man Beuys einen Scharlatan nennen? Muss man Botticelli lieben? Mit Leidenschaft, Fachwissen und Witz entführen die beiden Gastgeber einmal im Monat ihre Zuhörerinnen und Zuhörer in die wunderbare Welt der Kunst. Jede Folge widmet sich einem Künstler oder einer Künstlerin, ihren biografischen Wendungen, ihren besten Werken, ihren seltsamsten Ansichten. Überraschende Telefonjoker bieten jeweils neue Einblicke. Und am Ende hat jeder – auch mit geschlossenen Augen – einen Kopf voller Bilder. Florian Illies schreibt, seit er denken und sehen kann, über Kunst. Er gründete nach seinem Kunstgeschichtsstudium das Magazin “Monopol” und war lange Jahre Leiter des Auktionshauses Villa Grisebach. Er ist Autor der Bücher “1913" und “Generation Golf” und Mitglied des Herausgeberrats der ZEIT. Giovanni di Lorenzo ist Chefredakteur der ZEIT und ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists.

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episode 40: Punkt, Punkt, Punkt: Wie Liechtenstein den Comic zur Kunst machte


Die Pop-Art war eine Welle, die in den 1960er-Jahren von New York aus erst über Amerika und dann über die ganze Welt schwappte: Ganz oben auf dieser Welle surfte von Anfang an neben Andy Warhol der smarte Roy Lichtenstein. Er hat aus Comics und Anzeigen winzige Bildchen zu riesigen Gemälden aufgebläht – um deren Gleichwertigkeit mit den großen Kunstwerken zu demonstrieren und um zugleich durch die Aufblähung der Wortfetzen aus den Comics deren Pathos ins Groteske zu steigern. Lichtensteins Form widerlegt also stets ihren Inhalt.

Nachdem eine Generation zuvor die amerikanischen Expressionisten wie Jackson Pollock mit sehr großem Ego und sehr großer Gestik die Kunst beherrscht hatten, hebelt Lichtenstein lustvoll dieses Heldentum der Individualität aus, indem er bewusst auf industrielle Vorlagen setzt und auf die Gestaltung der Gefühlslosigkeit. Berühmt wird Lichtenstein dadurch, dass er die Rasterpunkte der grafischen Vorlagen in riesige Dots auf den Leinwänden übersetzt und dabei also auch noch einen Gruß zurück ins vergangene Jahrhundert, zu den französischen Pointillisten sendet, die als erste geglaubt hatten, dass die ganze Welt in Wahrheit aus Punkten aufgebaut ist.

In "Augen zu", dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE ergründen Florian Illies und Giovanni di Lorenzo die Biografie des amerikanischen Künstlers und seinen Rang in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und zum Abschluss berichten sie von ihren persönlichen Bezügen zu ihm: bei Illies stand Roy Lichtenstein auf dem Plan für die Abiturprüfung und wer Giovanni di Lorenzo in seinem Büro besucht, der stößt dort auf eine Grafik Lichtensteins, die Teil der legendären Kunstsammlung der ZEIT ist.

Wer Lichtensteins kaltblütige Zerlegung seiner hochemotionalen Vorlagen aus der Konsumwelt in ganzer Fülle anschauen möchte, der hat dazu bis zum 14. Juli in der Albertina in Wien Gelegenheit, die die Ausstellung "Roy Lichtenstein – Zum 100. Geburtstag" zeigt.

Lob, Kritik, Anmerkungen? Schreiben Sie uns gern an augenzu@zeit.de.

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 April 3, 2024  43m