ERF Plus - Wort zum Tag

Die tägliche, alltagstaugliche Auslegung eines Bibelverses aus der „Losung“ oder den „Lehrtexten“ der Herrnhuter Brüdergemeine.

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Mit Jesus in den Wüstenzeiten unseres Lebens


Die Wüste ist eine lebensfeindliche Landschaft: Kaum irgendwo sieht man Pflanzen wachsen. Menschliche Siedlungen in Oasen mit lebensspendendem Wasser muss man mit dem Fernglas suchen – und sieht sie oft nur als trügerische Fata Morgana. Nur wenige Tierarten trotzen dem harten Klima. Sand und Steine bis zum Horizont.

Warum geht Jesus in die Wüste? Er ist doch gerade erst getauft worden und hat dabei erlebt, wie Gottes Geist durch den geöffneten Himmel auf ihn herabkam. Er hat die Worte Gottes selbst gehört: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Nun könnte er doch in vollem Selbstbewusstsein seinen Zug durch Israel antreten – es könnte ein Triumphzug werden für ihn, den Gottessohn. Aber nein, er geht zunächst in die Wüste – sie beginnt nur paar Meter neben dem Fluss, in dem er getauft wurde. Markus erzählt: Es ist der Geist Gottes, der ihn dahin treibt. Und der Vers danach aus dem Markusevangelium, Kapitel 1, Vers 13 - ist der Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeine für heute: „Jesus war in der Wüste vierzig Tage und wurde auf die Probe gestellt von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.“

Warum die Wüste? Weil Jesus nicht drei Meter über dem Boden schweben soll. Sondern geerdet soll er sein: himmlischer Gottessohn, doch gleichzeitig ganz Mensch. Und zum Menschsein gehören nicht nur die Orte, in denen ich zu Hause bin und geborgen und gut versorgt, sondern auch die Wüste. Die Kargheit. Der Kampf ums Überleben. Und die Konfrontation mit dem Bösen. Denn in der Wüste gibt es nicht nur wilde, gar gefährliche Tiere – in ihr lauert auch die Versuchung: Jesus wird „auf die Probe gestellt von dem Satan“. Der will ihn verführen, ihn von seinem Auftrag abbringen: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so nutz doch ohne Hemmung deine göttliche Macht! Lass es dir gut gehen, lass dich als Star feiern. Erhebe dich zum absoluten Herrscher, lass die anderen zu dir aufblicken.“

Jesus widersteht den Einflüsterungen. Er bleibt auf seinem geerdeten, menschlichen, menschenfreundlichen Weg. Er siegt über den Satan – und deshalb bricht mitten in der Wüste das Paradies aus: Die Tiere, die ihm gefährlich werden könnten, schaden ihm nicht. Er lebt im Frieden mit ihnen. Und die Engel dienen ihm – das Wort für „dienen“, das im griechischen Urtext an dieser Stelle steht, bedeutet vor allem: bei Tisch dienen, jemandem Speise auftragen. Jesus überlebt mitten in der Wüste, weil Engel ihn versorgen, die ganzen vierzig Tage über.

Christsein bedeutet: zu diesem Jesus gehören. Dem Gottessohn, der gleichzeitig ganz und gar Mensch ist. Der wie wir in der Wüste überleben muss – in den Wüstenzeiten, die nun mal zu unserem Lebensweg gehören. In denen es uns mangelt an dem, was wir brauchen. Und in denen die Versuchung lauert. Aber Jesus ist mit in der Wüste. Wer mit ihm rechnet, kann seine Gegenwart spüren. Und mehr noch: seine Kraft. Die Kraft des Geistes, um zu widerstehen, um „nein“ zum Bösen zu sagen. Wer Jesus vertraut, kann mit ihm durchhalten in Wüstennot. Mit ihm kann mitten in der Wüste ein Stück Paradies aufblühen, Frieden uns erfüllen, wo wir voller Angst waren. Manchmal erscheinen sogar Engel, Boten Gottes – und seien sie in Menschengestalt -, die uns dienen. Die uns, wo wir mutlos und matt geworden sind, Speise reichen, Lebenskraft für unsere Seele. Jesus sagt zu denen, die ihm folgen: Ich selbst, euer Herr, bin „unter euch wie einer, der dient.“

Autor: Pastor Martin Knapmeyer

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