Literaturschock - Nächte durchlesen mit Suse

Suse gibt dir regelmäßige Buchtipps und verrät ihre Flops quer durch die Genres. Außerdem führt sie Interviews mit AutorInnen.

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024 [Buchflop] A. J. Jacobs: Britannica & Ich




Hallo und herzlich Willkommen zur 24. Folge meines Podcasts von Literaturschock, in der ich dir das Buch “Britannica & Ich” von A. J. Jacobs vorstelle.

432 Seiten
ET 2006 bei List
ISBN: 978-3471795132 “Britannica & Ich” von A. J. Jacobs

32 Bände, über 33.000 Seiten, 65.000 Einträge, 44 Millionen Wörter – das zu lesen und damit der klügste Mensch der Welt zu werden, hat sich A. J. Jacobs vorgenommen und bestellt kurzerhand die neueste Ausgabe der Encyclopedia Britannica.

Die edlen Ausgaben machen sich gut im Bücherregal, doch wird er es schaffen, sich von A-ak bis Zywiec durchzuarbeiten? Seine Freunde und Verwandte halten ihn jedenfalls für verrückt und das Unternehmen für Zeitverschwendung, doch Jacobs lässt sich davon nicht entmutigen. Innerhalb von 15 Monaten liest er sich durch das umfassende Nachschlagewerk und schreibt seine Eindrücke nieder.

Wie kann man dieses so erfolgreiche Buch am besten umschreiben? Etwa so wie die New York Times, die schrieb: “Dieses Buch bietet eine ganz neue Definition der Intelligenz”. Nein, eher nicht. Meiner Ansicht nach passen vielmehr die Buchstaben “L” und “N”, aus denen man die Schlagworte langweilig und nervtötend bilden kann.

Jacobs versuchte seine Lesereise humorvoll zu gestalten, doch sein Witz nutzt sich mangels Kreativität bereits nach 100 Seiten ab und seine Meinung über historische Persönlichkeiten lässt den “Mann, der der klügste Mann der Welt werden möchte” leider auch nicht sehr glänzen. So bezeichnet er Daniel Fahrenheit als “hirnlosen Trottel”, Carvaggio als “Riesenrindvieh” und Goethe ist gar ein “Penner”.

Menschen, die andere herabsetzen, tun dies, um selbst glänzen zu können. Diesen Eindruck hatte ich immer wieder von Jacobs, denn er war seiner eigenen Aussage nach schon als Junge überzeugt von sich und wurde darin auch tapfer von seiner Mutter bestätigt.

Wenn man also mit Egomanen nicht viel anfangen kann, wird man auch an “Britannica & ich” keine große Freude haben. Die meiste Zeit faselt Jacobs über sich, seine Hypochondrie, seinen Kinderwunsch und die Tragik seines Lebens im Allgemeinen und Speziellen. Vor dem totalen Absturz wird das Buch durch zwei Punkte gerettet: Einerseits erfährt man wirklich einige interessante und oft sehr kuriose Dinge und bekommt so andererseits fast Lust, ein solches Leseprojekt selbst durchzuführen.

Der Aufbau hält sich strikt an den der Britannica von A bis Z und vermengt wenige interessante Einträge mit vielen banalen. “Britannica & ich” ist kein Buch, das ich an einem Stück lesen konnte. Die kurzen und manchmal etwas längeren Kapitel machen es einfach, es immer wieder wegzulegen (was oft der Langeweile geschuldet war) und zwischendurch in die Hand zu nehmen (weil ich  dann doch immer wieder auf eine Pointe hoffte).

Die Ausstattung mit dem Goldschnitt glänzt im wahrsten Sinne des Wortes und mit der goldenen, schottischen Distel, dem Symbol der Britannica, auf dem schwarzen Einband eifert es ganz dem großen Vorbild nach.

Die gebundene Ausgabe erschien 2006 bei List und ist für 19,95 EUR erhältlich. Die Taschenbuchausgabe gibt es nur noch gebraucht.

Shownotes
  • Rezension auf Literaturschock

Bis dann. Viel Spaß beim Nächte durchlesen!
Deine Suse von Literaturschock

Der Beitrag 024 [Buchflop] A. J. Jacobs: Britannica & Ich erschien zuerst auf Literaturschock - Der Podcast!.


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 March 23, 2017  4m