Literaturschock - Nächte durchlesen mit Suse

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045 [Buchtipp] Martin Krist: Drecksspiel




Hallo und herzlich Willkommen zur 45. Folge meines Podcasts von Literaturschock, in der ich dir “Drecksspiel” von Martin Krist vorstelle.

400 Seiten
ET 2013 bei Ullstein
ISBN: 978-3548285375 “Drecksspiel” von Martin Krist

Hannah und Philip machen einen Wochenendausflug mit ihrer kleinen Tochter Millie, als Philip verschwindet und Hannah von einem brutalen Fremden gefangen genommen wird. Toni ist ein Polizist, der schon bessere Tage gesehen hat. Korrupt und kokainsüchtig, rutscht er in noch schlimmere Scheiße. David ist der Mann, den man engagiert, wenn es um sehr private Ermittlungen geht. Nun wird er zu dem Entführungsfall einer Tochter aus gutem Hause gerufen. Und schließlich passiert noch ein grausamer Mord an einer Prostituierten.

Verschiedene Protagonisten, die beim ersten Auftauchen den Anschein erwecken, überhaupt nichts miteinander gemeinsam zu haben und deren Wege sich doch früher oder später kreuzen. Die Sprache des Autors ist den schnellen Wechseln angemessen und er meidet Stereotype und nervige Anglizismen. Ein paar Klischees werden vermutlich trotzdem bedient, aber kann man die überhaupt umgehen, wenn man sich in den Gefilden von Prostitution, sadistischen Morden und organisierter Kriminalität bewegt? Oft ist das Leben immer noch das beste Klischee.

Interessant ist die verwendete Zeitform. Das Buch beginnt mit einem kurzen “Heute Morgen”, wonach schließlich der größte Teil des Buches folgt: “Vorgestern Abend”. Am Ende dann nochmals einige Seiten zu “Heute Morgen”. Während “Vorgestern Abend” konsequent in der Vergangenheit geschrieben ist, bedient sich Martin Krist in “Heute Morgen” der Gegenwartsform und so erinnert “Drecksspiel” an Episodenfilme wie “Night on Earth”.

Die innere Rückseite des Buches hält Informationen über David Gross bereit. Wer ist er? Welche Musik hört er gerne? Was sind seine Schwächen? Woher her jedoch kommt, wird nicht aufgedeckt – dafür werden vermutlich weitere Bücher zu einer hoffentlich neu beginnenden Thriller-Serie dienen. Das Bonbon schließlich ist das Personenregister am Anfang des Buches. Es verschafft zwischendurch immer wieder einen Überblick zu den vielen Protagonisten, verrät aber nicht zu viel von der Handlung.

Wie eine Spinne ihr Netz, beginnt Martin Krist seine Geschichte erst ohne erkennbaren Zusammenhang zu weben. Die einzelnen Szenen wechseln sich in hohem Tempo ab und erst nach und nach gehen sie ineinander über. Das macht er so geschickt, dass der Leser hilflos im Dunkeln tappt und sich der Schleier des Tageslichts fast quälend langsam hebt. Doch schließlich besticht das Spinnennetz in glasklarer und präziser Komplexität und man ist fast überwältigt von seiner Schönheit. Der Autor währenddessen sitzt am Rande mit einem diabolischen Grinsen und erfreut sich am Anblick der hilflos in seinem Netz zappelnden Leserin.

“Drecksspiel” ist sicherlich einer der intelligentesten und komplexesten Hochspannungsthriller der letzten Jahre – Made in Germany. Von der ersten bis zur letzten Seite durchdacht und mit einem fast schon bösartig zu nennendem Ende, das auf schnelle Fortsetzung hoffen lässt. Wenn Martin Krist seine schriftstellerische Qualität in seinen Büchern weiter so steigert, darf man sich fragen, wo das noch enden soll.

“Drecksspiel” erschien 2013 bei Ullstein. Das Taschenbuch ist für 9,99 EUR erhältlich, das E-Book für 7,99 EUR. Das Hörbuch gibt es nur noch gebraucht oder als Download für 9,95 EUR.

Shownotes
  • Rezension auf Literaturschock

Bis dann. Viel Spaß beim Nächte durchlesen!
Deine Suse von Literaturschock

Der Beitrag 045 [Buchtipp] Martin Krist: Drecksspiel erschien zuerst auf Literaturschock - Der Podcast!.


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 June 4, 2017  4m