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Ich bin verliebt.
Nicht nur in Juliane, sondern in ihre Idee, ihr Konzept, ihren Willen und ihre Leidenschaft. Die Idee, nur heimische Reben anzupflanzen, alles in Handarbeit zu pflücken und in der Folge scharf zu selektieren, spricht für sich. Ein eigenes Branding zu erschaffen, was sie sich irgendwann so nebenbei in Geisenheim ausgedacht hat, auch. Ein Unternehmen innerhalb von vier Jahren von Massenproduktion auf Qualität zu trimmen war sicherlich auch kein Pappenstiel. Was ist das für ein Mädel?
Also auf nach Alsheim zu Juwel Weine. Das liegt recht mittig zwischen Worms und Mainz und wird dem Weinanbaugebiet Rheinhessen zugeschrieben. Strahlend werden wir von Juliane Eller in Begleitung der Hündin Eika in Empfang genommen und auf die großzügige Terrasse geführt. Meine Fresse, was ein Idyll. Das Weingut liegt am Ortsrand inmitten von Weinreben, die Vögel zwitschern und die Sonne strahlt mit der Winzerin um die Wette. So stelle ich mir eigentlich den Beginn eines Märchens vor.
Die Frage, ob wir denn etwas probieren möchten, hätte sie sich eigentlich sparen können. Streng genommen waren wir dort um einen Podcast mit Juliane aufzunehmen, aber wir hätten dennoch gerne einmal alles. Auf dem Weg in den Keller rief sie uns noch zu, dass sie nur Gutsweine dahabe: „Für Holzfässer fehlt aktuell noch die Kohle“. Kann man eine Weinprobe charmanter starten?
Begonnen haben wir mit dem Juwel Riesling und schon dieser, obgleich blutjung von 2016, zeigt bereits das Potential des Weinguts auf. Duftend nach noch nicht ganz reifen gelben Früchten, hatte ich vor allem Pfirsich, Birne und Limette in der Nase. Beim ersten Schluck dominiert Riesling typisch etwas die Säure, aber nach kurzer Phase der Gewöhnung gibt’s dank frischer Frucht einen chilligen Wein für den Tag am See mit Freunden. Das ist einfach eines der Elixiere, welche die Leichtigkeit des Seins geradezu verkörpern.
HIER kannst du den Juwel Riesling kaufen.
Preis: ca. 8,50 EURWährend wir uns genüsslich durch Riesling, Weiss- und Grauburgunder schlürften, die im Übrigen auch von hervorragender Qualität sind, erläutert Juliane die Idee zu ihrer Marke. Juwel sei ein Akronym aus Juliane, Wein und Eller. Sie sehe sich als Handwerkerin, die Edelsteinrohlinge zu Juwelen veredelt. An Selbstbewusstsein mangelt es ihr keineswegs und die Weine Spiegeln dies auch wider: Balazs und ich hatten beide das Empfinden, in den Weinen durchweg Julianes gelungene Handschrift zu erkennen. Letztmalig hatten wir diesen Eindruck so deutlich bei Johannes Jülg.
Foto by Nathalie CeciliaAls sie den Juwel Silvaner einschenkte, fragte ich, was sie denn so nach einem anstrengenden Arbeitstag trinke: „Och, so ein GT ist schon drin.“ Was ein GT sei, musste ich kleinlaut nachschieben. „Ein Gin Tonic, Maaaann!“, und sie lachte. Alles klar, ich bin offenbar schon älter, als ich mir eingestehe.
Der Silvaner wirkte eine Spur würziger in der Nase, als die Kandidaten zuvor. Das gibt ihm im verkosteten Juwel-Quartett ein Alleinstellungsmerkmal. Am Gaumen schien der Silvaner im direkten Vergleich etwas süßlicher, ist aber trocken ausgebaut. Seit David Leiling mich mit Le Beau erzogen hat, vermag ich ohnehin damit umzugehen. Der Eindruck kann auch daran liegen, dass der Juwel Silvaner ein Stück cremiger ist, als seine Geschwister. Ein toller Apfel-Birnenkompott im Mund mit sanfter Säure hinten raus.
HIER kannst du den Silvaner 2016 von Juwel Weine kaufen.
Preis: ca. 8,50 EURWenn du jetzt keine Lust bekommen hast zu probieren, weiß ich auch nicht weiter. Und der eigentliche Knaller kommt erst noch: Die gute Frau packt dir das Sortiment für 8,50€ ab Hof in den Kofferraum. So viel Geschmack für kleines Geld ist ein Traum.
Und die Moral von der Geschicht? Wenn ihr in der Nähe von Alsheim (von Juliane übrigens „A-Town“ genannt) seid, wäre es grob fahrlässig, ihr keinen Besuch abzustatten. Balazs und ich waren uns nach dem Besuch einig, dass sie die Experimentierfreudigkeit eines Teenies und das unternehmerische Denken einer Mittdreißigerin vereint. Julianes Weine sprechen jetzt schon eine deutliche Sprache und es ist erst ihr vierter Jahrgang. Das kann zukünftig nur gut gehen.
Autor: AlexProfil
aktueller Alltagswein:
Rot: Jülg Spätburgunder „Kalkmergel“ 2013
Weiss: Weissburgunder Goldkapsel von Ellermann Spiegel
aktueller Lieblingswinzer:
Domaine Ninot, Bourgogne / Ellermann Spiegel, Pfalz
Weintipps von Alex