Literaturschock - Nächte durchlesen mit Suse

Suse gibt dir regelmäßige Buchtipps und verrät ihre Flops quer durch die Genres. Außerdem führt sie Interviews mit AutorInnen.

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046 [Buchflop] Bret Easton Ellis: American Psycho




Hallo und herzlich Willkommen zur 46. Folge meines Podcasts von Literaturschock, in der ich dir “American Psycho” von Bret Easton Ellis vorstelle.

548 Seiten
ET 1993 bei Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3462036992 “American Psycho” von Bret Easton Ellis

Patrick Bateman ist der nette Nachbar von nebenan – und ein sadistischer Mörder. In der Auswahl seiner Opfer ist der junge Mann nicht anspruchsvoll. Von Frauen, über Männer und Kinder, nimmt er auch mit Hunden und Ratten vorlieb, quält sie, tötet sie. Die Leserin kann sich dem nicht entziehen. Das Buch beginnt eher ruhig, denn es besteht fast nur aus Small-Talk mit Freunden. Yuppis, die vor Langeweile fast vergehen, die sich nur Gedanken über korrekt sitzende Frisuren und Markenklamotten machen. Als Patrick immer wieder in Gesprächen einwirft, dass er ein psychopathischer Mörder ist, glaubt ihm niemand.

“American Psycho” von Bret Easton Ellis habe ich als Hörbuch gehört und es rief so manches Mal Brechreiz in mir hervor. Tatsächlich habe ich es nicht zu Ende gehört. Ellis hätte ein gutes Buch über einen Psychopathen schreiben können, ohne die ausführlichen Beschreibungen, wie Patrick seine Opfer zu Tode quält und abschlachtet . Das wirkt über die meiste Zeit des Buches als pure  Effekthascherei. Ja, ich weiß, Brutalität und Grausamkeit sind für das Buch notwendig, aber man kann alles übertreiben. Bei einer guten Handlung, die das Buch durchaus bietet, ist so etwas nicht nötig.

Manche Leserinnen erkennen in “American Psycho” Humor und Satire. Ich nicht. Erst referieren die Figuren ständig über Modedesigner und die entsprechenden Markenkleidung und bei jeder auftauchenden Person, wird das ausführlich thematisiert. Es grenzt für diese oberflächlichen Gimpel an einen Weltuntergang, wenn sie keinen Platz mehr im aktuellen In-Lokal bekommen. Nach und nach erkennen wir die Banalität dieses Lebens und sehen in Patricks Schlächterei die Flucht aus dieser. Die Gesellschaft soll in “American Psycho” auf die Schippe genommen werden, aber es wirkt oft eher wie eine eiskalte Abrechnung mit Weiß-der-Himmel-wem, versehen mit einem ordentlichen Schuß Effekthascherei.

Bret Easton Ellis beschreibt Patrick Bateman anfangs als Normalo, als gelangweilten Yuppi. Das Böse schleicht sich nach und nach ein durch kurze, leise Bemerkungen und dann trifft es einen völlig unerwartet. Das macht aus dem Buch ein gutes Buch. Abgewertet wird es durch extrem brutale Beschreibungen und die sehr schlichte Sprache.

“American Psycho” erschien im Jahr 1993 bei Kiepenheuer & Witsch. 1995 wurde es von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, wogegen der Verlag klagte. Im Februar 2001 hob das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen die Indizierung auf und das Buch darf seitdem wieder frei verkauft werden. Es ist neu allerdings nur noch als Taschenbuch für 12,99 EUR erhältlich. Die gebundene Ausgabe und das Hörbuch gibt es nur noch gebraucht. Ein E-Book ist gar nicht erhältlich. Das Buch wurde im Jahr 2000 mit Christian Bale in der Hauptrolle verfilmt.

Shownotes
  • Rezension auf Literaturschock

Bis dann. Viel Spaß beim Nächte durchlesen!
Deine Suse von Literaturschock

Der Beitrag 046 [Buchflop] Bret Easton Ellis: American Psycho erschien zuerst auf Literaturschock - Der Podcast!.


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 June 8, 2017  4m