Mehmet Tekerek liest im zweiten Teil des Podcast seine Erzählung "Etwas Einfaches": Ich bin etwas Einfaches. Mancher wird wohl sagen: "Kann ein Esel denn einfach sein? Esel ist doch Esel." Ich gehe nun nicht auf die Details ein. Mein Besitzer verband mir eines Tages die Augen, legte mir die Leine um den Hals und zog mich davon. Dass meine Augen verbunden waren, hinderte mich nicht daran, dass ich lief. Allerdings überkam mich schließlich Angst. Was würde nun denn geschehen? Wenn er mich nun tötete, mir die Kehle durchschnitt, in den Kopf schösse…? Meine Besitzer war in der Tat ein netter Mensch und behandelte mich nie schlecht. Dass er mich zu einem Ort mitnahm, der von unserem Dorf sehr weit entfernt lag, erkannte ich daran, dass unser Gang lang dauerte. Er löste mir die Augenbinde, und ich sah, dass wir auf einem hoch gelegenen Platz waren. Mein Besitzer schien traurig zu sein. Die Leine um meinen Hals löste er, dann ließ mich frei. Ich blieb ohne Bewegung stehen. Er sah nicht in meine Augen, sondern ins Freie, dann sagte er: "He, mein Freund, wir haben viele Tage zusammen verbracht. Du hast uns viel geholfen. Ich kann deine Verdienste nicht vergessen, aber ich brauche dich nicht mehr, es tut mir Leid." Dann ging er weg. Dabei drehte er sich einige Male zurück und blickte mich an. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich doch bis in meine Wohnung zurückgefunden. Aber ich fand das mit meinem Stolz unvereinbar. Einige Tage lief ich wie betrunken umher. Ich war sehr traurig.