familieberlin – Der Podcast

Ein Podcast aus Berlin, über Berlins, von Berlins zum gleichnamigen Blog familieberlin. Familienleben, Gedanken als Mama, Kinderthemen und das ganz normale Chaos eben.

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episode 2: Podcast #2: Wenn Worte weh tun sollen


Dieser Text liegt schon eine Weile im Entwurfsordner. Die Worte und das Thema schwirren aber schon weit länger in meinem Kopf herum und liegen schwer im Magen. Vor einiger Zeit hörte ich die Worte, die ich nur von Gerüchten her kenne. Sie sind wie ein un

Dieser Text liegt schon eine Weile im Entwurfsordner. Die Worte und das Thema schwirren aber schon weit länger in meinem Kopf herum und liegen schwer im Magen. Vor einiger Zeit hörte ich die Worte, die ich nur von Gerüchten her kenne. Sie sind wie ein unheimlicher Mythos, den nicht alle zu Gesicht bzw. zu Ohren bekommen. Manche schon. Doch sind sie die Auserwählten? Ich glaube nicht. Denn wenn man diese Worte hört, implizieren sie nichts Gutes. Sie sind kein Orden, keine Auszeichnung. Im Gegenteil – sie wollen verletzen. Die Worte wollen die Elternschaft anzweifeln, sie wollen Andeutungen machen und verunsichern. Doch helfen tun sie nicht. Sie möchten Entscheidungen in Frage stellen und Wege beeinflussen. Doch nicht zum Guten, zumindest war es bei mir nicht so. Die Worte, die ich meine, zielten darauf ab, mich als etwas darzustellen, was ich nicht war.

Von deinen Kindern kriegst du nichts zurück! Denk daran. Irgendwann werden sie nicht mehr dein Mittelpunkt sein, aber bedanken werden sich deine Kinder auch nicht für das, was du für sie getan hast.

Unabhängig der besch**** Situation, in der mir diese Worte gesagt wurden und dem Gefühl, was sie in meiner Magengegend hinterließen, brachten sie mich zum Nachdenken. Nicht sofort, denn zunächst war ich damit beschäftigt mich zu ärgern. Über eben diese Worte, die Person, die sie sagte und die Situation. Doch als all das sackte, ich für diese Person ein schwarzes VIP-Ticket im Karmabus löste und ich wieder nach vorne schaute, dann dachte ich endlich darüber nach.

Und, was kriegt ihr zurück?

Ich begann mich zu fragen, ob Kinder dazu verpflichtet wären, ihren Eltern etwas zurück zu geben. Wenn dem so sei, habe ich es nicht mitbekommen. Und wenn dem so sei, dann ist meine Mama wohl eine der wenigen, die außer Blumen und Umarmungen bisher nicht viel zurück bekommen hat. Sorry, Mama! Denn neben der Frage, ob Kinder ihren Eltern eben etwas zurück geben sollten, käme ja gleich darauf die Frage nach dem WAS auf. Was sollten Kinder denn zurück geben? Wenn es um Geld, Ruhm, Ehre, Berühmtheit und stetiges Füßeküssen ginge, dann kriegen wohl wenige Eltern was zurück. Dann gehen alle Eltern leer aus und schauen in die ebenso leere Röhre. Wenn es aber um Selbstgebasteltes, Kinderbilder, Fotos, Gesungenes, Schnodder, leuchtende Augen und laut lachende Kinder geht, dann wäre ich reich beschenkt. Doch geht es darum? Geht es um etwas messbares, was Eltern zurückbekommen sollten? Und überhaupt, wofür sollten wir denn etwas bekommen?

Dafür, dass wir uns aktiv dafür entschieden haben, Kinder zu bekommen und Menschen das Leben geschenkt haben? Niemand hat uns dazu gezwungen und selbst wenn es eine schwere Schwangerschaft, Geburt, Babyzeit, Autonomiephase, Schulzeit, Pubertät, Teenie-Zeit oder sonst was wäre: wäre das nicht vielen vorher klar gewesen? Ja, ich wache bei meinen Kindern, wenn es ihnen schlecht geht. Ja, ich mache ihnen ihr Lieblingsessen, wenn es auch nicht mein Favorit ist und ja, ich versuche auch mehr Zeit mit ihnen als mit der Arbeit zu verbringen. Doch sind wir doch mal ehrlich: so einseitig das alles klingt, wir machen das alles doch nicht ausschließlich für unsere Kinder. Diese kleinen undankbaren Wesen, die nur nehmen und nicht geben. Denn zumindest meine Kinder sind nicht so und ich wette, eure Kinder sind es auch nicht.

Denn Kinder haben in meinen Augen gar nicht die Aufgabe, etwas leisten zu müssen oder gar etwas zurück zu geben. Die wissen darum noch nicht mal. Wie auch? Sie verdienen kein Geld. Eher im Gegenteil, sie kosten es eher. Und trotzdem bin ich froh, dass sie da sind. Jeden Tag. Ich freue mich über ihr lautes Rufen, wenn ich sie sehe. Über ihr Lachen, wenn ich mit ihnen tobe. Ich liebe ihre strahlenden Augen, wenn ich auf die tägliche Schokoladenfrage mit Ja antworte. Und ich würde alles für die stürmischen Umarmungen geben, mit denen sie mich im Kindergarten empfangen – jeden Tag.

Jetzt weiß ich, was ich zurück bekomme.

Halt Stopp, ich muss meine Aussage revidieren. Kinder geben einem doch was zurück.  Nämlich genau das! Klar, nicht immer. Denn Schnodder, volle Windeln, Essensreste auf dem Fußboden und kreischende Wutanfälle sind nicht die passende Währung für unsere Beziehung. Aber sie gehören zum Deal mit dazu. So wie zur Arbeit unliebsame Aufgaben gehören, zum Hobby verzweifelte Testphasen und zu Beziehungen und Freundschaften Streits und Funkstille. Es gibt nicht immer nur Schokoladenseiten, weder beim Wetter noch beim Kinderhaben. Doch wahrscheinlich hat diese Person, die mir mit Worten wehtun wollte, eben genau diese Meinung von Eltern und eben dem Kinderhaben. Dreimal dürft ihr raten, wie viele sie hat.

Doch egal ob Schatten- oder Schokoladenseiten, gerade im Leben mit kleinen Kindern treffe ich Entscheidungen doch nicht danach, was ich dafür zurück bekomme… irgendwann mal. Zumindest ich treffe sie nicht so. Ich entscheide vorwiegend zum Wohl meiner Kinder. Ja, mein Wohl spielt dabei auch eine Rolle, keine Sorge. Aber an erster Stelle stehen eben meine Kinder. Weil sie vieles noch nicht entscheiden, verstehen, greifen oder einschätzen können. Das hat nichts mit Selbstaufgabe oder Vernachlässigung meinerseits zu tun. Es ist einfach mein Anspruch, Dinge, die ich beeinflussen kann, eben zu verändern oder sogar zu verbessern. Ob für mich oder für meine Kinder. Ich treffe Entscheidungen, wo meine Kinder es vielleicht noch nicht können. Und es ist mir egal, ob sie mir dafür  die Füße küssen oder mich dafür später, wenn sie älter sind, verfluchen. Denn viele Entscheidungen leben vom Moment. Sie sind jetzt richtig, nicht in zehn Jahren. Sie müssen jetzt getroffen, gelebt und vertreten werden.

Denn irgendwann kommt der Punkt im Leben, an dem man nicht mehr nach vorne schauen kann. Denn auch das ist der Deal. Nicht mit unseren Kindern – mit dem Leben. Dann gibt es nur noch den Blick nach hinten. Was war? Worauf bin ich stolz? Was habe ich getan? Und wenn ich an diesem Punkt bin, dann weiß ich, was ich sehen möchte.

Meine Kinder.
Meine Familie.
Unsere gemeinsame Zeit.

Und wenn meine Kinder mir doch mal was zurückgeben wollen: ich mag weiße Hortensien und gute Pralinen.


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 January 23, 2018  10m