Radio Bob - aus der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ)

Radio Bob Informationen aus der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg Der Sendungsname ist eine Reverenz an Robert Jungk. Er war einer der Erfinder der Zukunftsforschung und Väter der Anti-AKW-Bewegung, Ehrenbürger der Stadt Salzburg und Träger eines Alternativen Nobelpreises. Der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten bei der Wahl 1992 – von FreundInnen und Kollegen einfach „Bob“ genannt – war davon überzeugt: unser aller Zukunft ist nicht vorherbestimmt. Die Menschen können und müssen sie mitgestalten. Jungk wollte, dass sie sich einbringen und damit Betroffene zu Beteiligten machen. Diese 14-tägliche Radiosendung möchte einen Teil dazu beitragen. Wir berichten aus der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) im Salzburger Stadtwerk in Lehen, einer Einrichtung für kritische und kreative Zukunftsforschung. Ihr Auftrag gemäß Stiftungserklärung: „mögliche, wahrscheinliche, gewünschte oder unerwünschte Zukünfte“ in den Blick zu nehmen und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die JBZ wirkt als Informationszentrale für Fragen und Probleme, welche die Zukunft betreffen...

https://cba.media/podcast/radio-bob-informationen-aus-der-robert-jungk-bibliothek-fuer-zukunftsfragen

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Radio Bob (S02E08) 10.04.19 Dhenya Schwarz: Warum vermessen wir uns selbst?


Wenn wir unsere Fitness tracken und auch sonst mittels Smartphone und PC (meist ohne Absicht) 24 Stunden am Tag jede Menge Daten über uns generieren – wer hat dabei die Kontrolle über wen? Welchen Nutzen ziehen wir selbst daraus? Und was haben Krankenversicherungen, große Unternehmen oder die Politik davon?

Die Soziologin Dhenya Schwarz von der RWTH Aachen hat sich wissenschaftlich mit diesen Fragen beschäftigt. Mit ihrer spannenden Arbeit zum Thema „Digitale Selbstvermessung“ gewann sie den Nachwuchspreis des Netzwerks Zukunftsforschung. Ende März sprach sie darüber in einer JBZ-Montagsrunde vor vollem Haus. Zuvor war Dhenya Schwarz beim Interview mit Stefan Wally.

Nicht alles, was technisch möglich ist, muss umgesetzt werden. Aber die Verführung, dass dies geschieht, ist groß. Bei der Vermessung des Selbst geht es um Fitness, Gesundheit, Wissen, Sicherheit, Produktivität und (Selbst)-Optimierung.

Die Palette reicht von der bekannten Smartwatch, die Schritte zählt und den Puls misst, bis hin zur High-Tech-Kloschüssel. Die könnte permanent den Urin der Benutzer und Benutzerinnen analysieren. Und so ganz leicht den Arbeitgeber über eine Schwangerschaft oder eine beginnende Zuckerkrankheit informieren. Damit aber auch über den rechtzeitigen Kündigungszeitpunkt — noch bevor die Angestellte davon erfährt.

Mehr und bessere Daten können Politik und Wissenschaft dienen, zum Beispiel auch der Gesundheitsvorsorge oder der Verkehrsplanung. Doch der Grat zum Missbrauch ist schmal. Es wird immer leichter präzise festzulegen, was als gesund oder krank, schön oder hässlich gilt; wer sich wann wo wie bewegt und aufgehalten hat, dabei wen getroffen hat und was dabei gesprochen oder konsumiert wurde – an Nahrung, Wasser, Energie, ebenso wie an TV-Sendungen. Die Einführung von Smart Metern und die Umrüstung des eigenen Hauses in ein Smart Home könnten Kosten sparen (dem Versorger meist mehr als dem Verbraucher) und der eigenen Bequemlichkeit dienen, aber auch zur Einschränkung unserer Freiheit führen. Spätestens dann, wenn wir damit rechnen müssen, dass diese Daten über kurz oder lang in falsche Hände geraten – in der Wirtschaft oder in der Politik.

Eine fortschreitende Ausweitung der Selbstvermessung macht es zudem immer schwerer, zwischen Freiwilligkeit und subtilem Zwang zu unterscheiden. Orwells Großer Bruder und die von Huxley beschriebene Schöne neue Welt lassen grüßen, ebenso Juli Zehs Corpus Delicti!

17,49 Min netto – Warum vermessen wir uns selbst?

 


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 April 2, 2019  29m