Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

Wir reden über die Zukunft der Demokratie. "Wer jetzt?" ist der Podcast fürs Praktische. Mit und über Menschen, die an der Weiterentwicklung und Förderung unserer Demokratie arbeiten, und unser politisches System von innen oder außen verändern. Philipp Weritz als Gastgeber interviewt Menschen aus Politik, Wissenschaft, Medien, Zivilgesellschaft und mehr in 30-40 Minuten Folgen über Ideen und Projekte, wie Demokratie morgen aussehen kann.

https://www.demokratie21.at

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episode 19: Gründen statt schimpfen mit Katharina Zangerl


Über die nächsten Wochen werden hier Menschen zum Gespräch geladen, die aus Wirtschaft, Kultur, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Startups, NGO und mehr einen anderen Blick auf Europa haben. Wir stellen allen drei Fragen: Wie denken wir Europa von Grund auf neu? Welches eine Gesetz würden sie auf Europaebene beschließen? Was hat sie politisiert? In der dritten Folge haben wir mit Katharina Zangerl gesprochen. Sie ist Mitgründerin und im Vorstand von Volt Österreich, der ersten paneuropäischen Partei. Wie sich junge, politisch meist unerfahrene Menschen organisieren um an einem tatsächlich gemeinsamen politischen Europa zu arbeiten. Ein Gespräch über was es bedeutet, neben einem Vollzeitjob eine Partei aufzubauen, welche Ideen Volt mitbringt und wieso sie die Kritik der „Erasmus-Generation“ als Stärke sieht. Im Anschluss lesen Sie drei Stichpunkte: Europa unter Strom oder die Entstehung von Volt Vor zwei Jahren beantragten die Briten Artikel 50, der formelle Beginn des Brexits. An diesem Tag saßen ein Italiener, ein Deutscher und eine Französin zusammen und bemerkten, wie zerbrechlich dieses Europa sein kann. Um Populismus und Auseinanderdriften entgegenzuwirken und jungen Menschen eine Stimme zu geben, gründeten sie am 29. März 2017 Volt. Keine nationalen Listen, sondern eine gesamteuropäische Partei, aus der „Zweigniederlassungen“ in den Ländern entstanden, sagt Zangerl. „Ein Freund hat mir geschrieben, die suchen Menschen, die das in Österreich aufziehen“. Zu Beginn sträubt sie bei dem Gedanken, selbst Politik zu gestalten. „Ich wollte gar nie zu einer Partei, ich wollte gar nie in die Politik. Ich habe viel geschimpft davor“. In Wien trifft sie die Gründer Andrea Venzon und Colombe Cahen-Salvador und ist überzeugt von deren Ideen. „Es war schlussendlich ein Gefühl der Verantwortung gegenüber meinen Mitmenschen, mir selber und irgendwann meinen Kindern. Sagen zu können, ich habe nicht einfach zugeschaut, sondern hab was getan“. Standpunkte und Policymaking Der Gründer Andrea Venzon beschreibt die Partei mit den folgenden Worten: „Wir positionieren uns zwischen Mitte links und Mitte rechts. Auf der wirtschaftlichen Seite sind wir eher liberal, bei sozialen Fragen sind wir eher sozialdemokratisch. Generell sind wir an Lösungen orientiert und nicht an Ideologien“. Die Frage, ob Volt daher nicht nur ein Sammelbecken für junge Menschen aus mit Erasmus- und Startuperfahrung sei, stellt sich für Zangerl so nicht. „Es heißt immer, die jungen interessieren sich nicht für Politik, und wenn sie es dann tun, passt es auch nicht“. Sie betont auch die intereuropäischen Möglichkeiten dazu. „Wir müssen nicht alles neu machen. Die Finnen haben großartige Schulen, die Rumänen sind Vorreiter in IT-Themen, Österreich hat eine großartige Umweltpolitik. Wir können voneinander lernen und uns stärken“. Warum tut man sich Politik an? „Meine Großeltern sind geflüchtet von Ost- nach Westdeutschland, kurz bevor die Mauer gebaut wurde. Was mir meine Oma erzählt hat, hat mich komplett verstört. Ein Parlament entscheidet, dass man seine Familie nicht mehr sehen darf? Oder dass man heute nicht heiraten kann, wen man möchte?“ Gemeinsam mit einem Studium der Politikwissenschaften beschreibt Zangerl das als die Gründe, was sie politisiert hat. Wieso sie jetzt auf die aktive Seite gewechselt ist? „Es kostet sehr viel Kraft, aber es gibt einem auch sehr viel. Wenn ich jetzt die Zeitung lese und vom Brexit höre, fühle ich mich nicht mehr so machtlos“. Trotzdem ist Volt zurzeit eine Beschäftigung neben dem Vollzeitjob: Vier bis fünf Abende pro Woche ist sie unterwegs, bezahlt ist das nicht. „Wir alle machen Volt in unserer Freizeit, aber die Arbeit ist ganz bunt. Auf der Straße stehen und Flyer verteilen hätt ich mir vor einem Jahr nie träumen lassen!“.


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 April 11, 2019  28m