Chronik der Gefühle - Die Hörspiele

"Menschen haben zweierlei Eigentum: ihre Lebenszeit, ihren Eigensinn. Davon handeln die folgenden Geschichten." Aus der geschriebenen "Chronik der Gefühle" von Alexander Kluge wird in Bearbeitung und Regie von Karl Bruckmaier ein akustisches Geistesblitzgewitter: Von Kluge gelesene Texte wechseln mit inszenierten Parts, Gesprächssequenzen mit musikalischer Improvisation und Popsongs. Jeder Teil wird von einem Minutensong eröffnet. Die 14 Teile sind in sich abgeschlossen und können in beliebiger Reihenfolge gehört werden.

https://www.br.de/mediathek/podcast/chronik-der-gefuehle-14-hoerspiele/797

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episode 14: Der lange Marsch des Urvertrauens


Aus der Anfangszeit des Kinos existiert eine Aufnahme von der öffentlichen elektrischen Hinrichtung eines Elefanten, der auf Coney Island drei Wärter getötet hatte. Dieser Stoff taucht bei Alexander Kluge immer wieder auf, als Erzählung, als Bild, als Film. Der für Kluge wichtigste Moment ist dabei der vertrauensvolle Blick des riesigen Tiers, das sich ruhig zu seiner Hinrichtung führen lässt. Marx nennt Ideologie das notwendige falsche Bewusstsein. Dazu gehört, dass wir Menschen als Säuglinge mit gläubigem Blick in die Wirklichkeit schauen und weil die Mutter zurückblickt, glauben wir, dass die Welt es gut mit uns meint. Das ist ein grundlegender Irrtum, von dem wir leben bis wir sterben. Unsere Welt meint es mit den Menschen nicht gut. Wir können diesen Irrtum aber nicht aufgeben. Freud nennt das das Urvertrauen. // Mit Alexander Kluge, Wolfgang Hinze, Ilja Richter, Hanns Zischler, Johannes Herrschmann, Peter Fricke, Christian Friedel, Monika Manz, Elfriede Jelinek, Romuald Karmakar, Christoph Englert / Musik: Woog Riots sowie Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks / Bearbeitung und Regie: Karl Bruckmaier / BR 2009 // Weitere Hörspiele unter www.hörspielpool.de


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 March 1, 2019  55m