Bernhard Laß, Sie sind Fotograf, ihre Ausstellung ist in der Erlöserkirche in Witten zu sehen, die geht noch bis 20. November, wir gehen jetzt hier einmal so herum und gucken uns die Bilder an und sind an einem Bild stehen geblieben, da gibt es drei Frauen, die unterhalten sich über ihre Einkäufe und einen Hund, der Hund spielt keine Rolle dabei glaube ich.
Laß: Der Hund spielt überhaupt keine Rolle. Die Frauen spielen eine Rolle. Und das ist in dem Sinne auch keine Dreiergruppe, sondern es ist eine Zweiergruppe und eine einzelne Frau. Die zwei Frauen die zusammenstehen, die haben eine schöne große Einkaufstüte in der Hand und die eine hält diese Einkaufstüte offen und die andere schaut hinein. Und es sieht so aus, als hätte sie gerade ein super Schnäppchen gemacht, also eine Beute erlegt, könnte man sagen, denn für mich ist auf diesem Bild etwas archetypisches zu sehen, es ist vielleicht etwas gefährlich das so einfach auf uns Menschen zu [üb]ertragen aber ich würde mal versuchen so aus dem Tierreich so ein Bild dazu zu machen. Also die Frau hat etwas erledigt, eine Beute gemacht, ein super Schnäppchen geschlagen. Kommt jetzt raus und weil sie den Rang natürlich in ihrer Gruppe zeigen will, zeigt sie ihre Beute einer anderen Frau und sie steht da und staunt und bewundert sie und sagt: „wow, wie hast du das geschafft und das war bestimmt super billig“. Und das hört eine andere Frau, die kurz danebensteht und ist erschrocken und schaut sich um und schaut ganz missmutig auf diese beiden, vielleicht sogar ein wenig entsetzt und denkt, wieso hab‘ ich das nicht gesehen, wieso habe ich diese Schnäppchen nicht machen können. Und sie wird etwas sauer vielleicht sogar innerlich, weniger auf die beiden, als auf sich selber, weil sie es nicht geschafft hat diese Beute zu machen.
Jetzt sind es zwei Frauen, und die Dritte die dazu guckt. Es ist eine typische Situation für Frauen oder gibt es bei Männern auch? Gibt es bei Ihnen auch?
Laß: Also ich würde mal ganz vorsichtig vermuten, dass wir Männer und Frauen da etwas unterschiedlich sind. Es gibt ja sozusagen immer dieses Vorurteil „Männer sind Einkaufsmutter“, aber ich glaube das dieses Grundverhalten bei den Geschlechtern ungefähr gleich verteilt ist. Man kann sowohl bei Männern auch die Sammlerin – sozusagen – entdecken und bei Frauen den Jäger. Also das ist denke ich etwas was nicht typisch nur Frau oder nur Mann ausmacht, wobei ich glaube, wenn zum Shoppen geht unterscheiden wir uns noch ein wenig, aber die letzten Jahre, gerade wenn man auf die Kosmetik Industrie guckt, hat sich das Bild zwischen Männern und Frauen ja sehr verschoben. Früher war das ‚typisch Frau‘, ‚typisch Mann‘ – besser gesagt gar nicht Mann. Auch heute in Prospekten kann man sehen, dass die ersten Seiten nicht mehr nur für Frauen in der Mode reserviert sind, sondern auch mal Männer auf den ersten Seiten erscheinen, also verschiebt sich sehr stark was. Die Konsumindustrie versucht alle zu erreichen, um ihren Konsum auszuweiten und da ist auch der Mann stärker im Fokus.
Ich hätte jetzt so gedacht beim Fahrrad, beim Grill oder beim Auto oder bei IT wären die Männer noch genauso dran oder nur nicht mit dem Blick auf die Straße weil die Sachen kauft man dann nicht in der Fußgängerzone.
Laß: Deswegen sag ich es, ich würde mich grundsätzlich sagen, dass sich das zwischen Männern und Frauen aber wenn so um das Modeshoppen geht, dann glaube ich, kann man schon noch ein bisschen Unterschiede sehen. Bei IT und Autos da würde ich sagen, da gibt es eher genau ein umgekehrtes Verhalten. Und gerade wenn es ums Auto, wir haben letzte Zeit viel über Poser-Szene im Fernsehen und Radio und in der Berichterstattung, da ist das natürlich ein ganz starkes gehabe, aber es noch stärker ein in Machogehabe. Ich glaube hier kommt man stärker neben der Jägerin die Sammler...