ERF Plus - Wort zum Tag

Die tägliche, alltagstaugliche Auslegung eines Bibelverses aus der „Losung“ oder den „Lehrtexten“ der Herrnhuter Brüdergemeine.

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Jakobus 1,22


Liebe Hörer! – Normalerweise lasse ich diese Anrede ja weg. Aber Sie sind ja eben schon von Jakobus als Hörer angesprochen worden, so wie ich übrigens auch. Also, liebe Hörer, dann hören wir doch schnell mal auf mit dem Zuhören, machen das Radio aus und gehen alle wieder an die Arbeit.

Aber Moment. Sagt Jakobus das denn? Verwechsle ich ihn nicht gerade mit einem meiner süddeutschen Vorfahren? Mit denen, die so gerne sagen: „Nicht rumsitzen und schlau daherreden! Schaffen!“

Aber Jakobus ist kein Schwabe. Er sagt gar nicht, dass stillsitzen und hören schlecht und arbeiten gut ist. Ihm geht es nicht um reinen Aktivismus. Ihm geht es hier um etwas anderes: Nämlich darum, was einen Christen ausmacht.

Wenn ich als Christ leben will, muss ich natürlich erst mal wissen, wie das geht und was das überhaupt ist, ein Christ. Was ein Christ glaubt und was das für ein Gott ist, an den er glaubt. Dafür muss ich erst mal hören: auf Gott und sein Wort. Dafür muss ich in der Bibel lesen, auf Menschen hören, die sein Wort auslegen, und auch auf andere, die mit mir zusammen in der Bibel lesen. Hören ist wichtig. Denn sonst habe ich ja keine Ahnung, was ich tun soll und wie ich mich verhalten soll.

Die Gefahr dabei ist aber die, dass es mir möglicherweise so gut gefällt, allein auf meinem Sofa Bücher zu lesen oder mit meinen christlichen Spezis zusammen zu sein, dass ich völlig vergesse, was der Sinn der Übung war. Möglicherweise gefalle ich mir selbst ja auch ganz gut dabei, wie ich Wissen über Gott und die Bibel anhäufe. Wobei - das ist ja auch interessant, diese ganzen Zusammenhänge und Details in der Bibel. Man wird ja damit nie fertig. Es gibt immer noch mehr zu entdecken …

Aber wenn ich mein Christsein darauf beschränke, Wissen anzuhäufen, dann ist das ein glatter Selbstbetrug. Jakobus nimmt da kein Blatt vor den Mund. Dann beweise ich damit nur, dass ich von dem, was ich da höre und lese, überhaupt nichts verstanden habe.

Denn in der Bibel geht es ja immer darum, wie Gott Menschen und Dinge verändert. Und darum, wie Gott diese Menschen dazu bewegt, selbst tätig zu werden und die Welt um sich herum zu verändern. Das erzählen die Geschichten der Bibel. Das ist das „Wort“, von dem Jakobus hier spricht. Und das „Wort Gottes“ ist ein gewaltiges, diese Botschaft kann Berge versetzen, so heißt es in der Bibel auch immer wieder.

Ich kann die Bibel nicht lesen wie irgendein interessantes Sachbuch, das ich dann weglegen und zum nächsten greifen kann. Sondern wenn ich die Botschaft der Bibel wirklich begreife, dann bin ich nach dem Lesen oder Hören immer ein bisschen eine andere als vorher. Dann hat das konkrete Auswirkungen, was ich da lese. Dann betrachte ich die Welt wieder ein Stückchen anders als vorher, dann sehe ich auch mich selbst wieder ein Stückchen klarer. Und dann sehe ich auch meine Mitmenschen wieder in einem ein wenig anderen Licht.

Und das wird sich auswirken. Darauf, wie ich meine Mitmenschen behandle an diesem Tag. Darauf, wie ich selbst mit einem persönlichen Erfolg oder auch Fehlschlag umgehe. Darauf, wie ich mit den Kindern spreche, wenn sie Unfug machen. Wie auch auf alle anderen kleinen und großen Entscheidungen, die ich heute treffe.

Ich wünsche mir, dass ich das begriffen habe, wenn ich jetzt gleich wieder an die Arbeit gehe. Es gibt viel zu tun.

Autor: Jutta Schierholz

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 March 23, 2016  6m