Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

Wir reden über die Zukunft der Demokratie. "Wer jetzt?" ist der Podcast fürs Praktische. Mit und über Menschen, die an der Weiterentwicklung und Förderung unserer Demokratie arbeiten, und unser politisches System von innen oder außen verändern. Philipp Weritz als Gastgeber interviewt Menschen aus Politik, Wissenschaft, Medien, Zivilgesellschaft und mehr in 30-40 Minuten Folgen über Ideen und Projekte, wie Demokratie morgen aussehen kann.

https://www.demokratie21.at

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episode 50: Wie werde ich Politikerin? Mit Peter Grabner


Peter Grabner bildet Menschen für den politischen Betrieb aus, abseits von Parteiakademien. An der FH Campus Wien leitet er die Studiengänge für „Führung, Politik und Management“ sowie „Digitalisierung, Politik und Kommunikation“. Im Gespräch über das Handwerk Politik, die Brücke zu Technologie und wie man Komplexität reduziert. Wie vermittelt man Politik als Handwerk? Vor 8 Jahren stellte sich Peter Grabner diese Fragen, als er mit einem Team an einem neuen Studiengang arbeitet. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass einerseits politische Akademien und andererseits wirtschaftliche Ausbildungen das lehrten, was der jeweils anderen Seite fehlte. „Die Frage ist auch, ob man das überhaupt lernen kann? Diese Frage ist am Anfang der Curricular-Entwicklung gestanden. Ich habe sie auch nicht allein beantwortet, sondern mit Menschen aus der Verwaltung, dem politischen System, die sich für demokratische Prozesse interessieren“. Ganz praktisch brauche es die drei Säulen Führung, Management sowie das politische Handwerk. „Wenn du heute Spitzenpolitiker oder Spitzenentscheider werden willst, musst du in der Lage sein modern zu führen. Das heißt, Komplexität zu bewältigen und das schafft man nicht, in dem man permanent versucht alles persönlich zu kontrollieren“. Das bedeutet einen Fokus auf persönliche Entwicklung, denn „Persönlichkeit ist kein Schicksal“. Sie hängt daran, dass sich Menschen begegnen, an Beispielen lernen können und Platz zum Reflektieren haben. „Vor der Erziehung kommt die Beziehung, an das glaube ich zutiefst. Es ist auch eine Grundsatzfrage, ob Menschen sich ändern können. Ich glaub an das, sonst wäre ich im falschen Beruf“. Daneben braucht es ein Verständnis für Organisationskultur. Genauso wenig wie Persönlichkeit einfach geschieht, müsse auch Kultur aktiv geformt werden, um von ihr zu profitieren. Zu guter Letzt sieht Grabner auch die Übersetzungsleistung als essentiell: „Wie wird aus politischer Willensbildung Verwaltungshandeln? Da brauchst du gute Leute, und in diesem Werkzeugkoffer ist es geschickt, wenn Budgetanalyse, Managementsysteme und prozessuales Denken vorhanden sind“. Die (un)komplizierte Welt Grabner hat vor seiner Tätigkeit als Studiengangsleiter zu Komplexität, Risiko und Managementsystemen geforscht. Ist unsere Welt tatsächlich komplizierter geworden, oder ist das Gefühl der kollektiven Überforderung und Informationsflut ein Phänomen der Gegenwart? „Nein, unsere Welt ist nicht komplizierter geworden“, sagt er. Auch früher mussten Entscheidungen getroffen werden, die nicht alle Informationen zur Verfügung hatten. Natürlich müssen neuen Technologien Rechnung getragen werden, dafür habe er auch den zweiten Studiengang Digitalisierung, Politik und Management gegründet. Allerdings sieht er das nicht im direkten Berufsfeld eines Politikers, einer Politikerin. „Unsere Welt wird zunehmend technologisiert, und jemand technische Projekte leiten kann und die Implikationen für Gesamtsysteme übersetzen kann, wird immer mehr gebraucht“.


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 July 2, 2020  39m