ZKM | Karlsruhe /// Gespräche /// Talks

Stets um einen Disziplinen übergreifenden Blick auf aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen bemüht, ist das ZKM kontinuierlich im Dialog mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen und mit verschiedensten Hintergründen: KünstlerInnen, PhilosophInnen, SchriftstellerInnen, ExpertInnen, Forschende und WissenschaftlerInnen teilen und diskutieren mit uns ihre Ideen und teilen ihre Expertise in Podiumsdiskussionen, Interviews, Artist Talks oder KuratorInnengesprächen. /// The ZKM always strives to provide a cross-disciplinary view of current and socially relevant topics and is in constant dialog with people from a wide variety of fields and backgrounds: Artists, philosophers, writers, experts, researchers and scientists share and discuss with us their ideas and share their expertise in panel discussions, interviews, artist talks or curatorial discussions.

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Ella Bergmann-Michel | mit Markus Heltschl, Jutta Hercher und Maria Hemmleb


bauhaus.film.digitally.expanded | ExpertInnengespräch

[03.05.2020]

moderiert von Teresa Retzer.

Der Film »Mein Herz schlägt blau« (1989) von Jutta Hercher und Maria Hemmleb erzählt von Leben und Werk der Bauhäuslerin Ella Bergmann-Michel (DE 1895–DE 1971). Die Filmemacherinnen Jutta Hercher und Maria Hemmleb tauschen sich in einem Live-Gespräch über ihr filmisches Portrait zu Ella Bergmann-Michel, die auch unter der Abkürzung EBM bekannt ist, aus.

»bauhaus.film.digitally.expanded» stellt die Filme »Wo wohnen alte Leute?» (1931), »Fliegende Händler in Frankfurt am Main« (1932) und »Wahlkampf 1932« (1932/1933), in voller Länge und in der bislang besten Vorführqualität auf www.zkm.de/bauhaus-film-expanded bereit. In ihrem frühen Dokumentarfilm »Wo wohnen alte Leute?« wird das von dem Architekten Mart Stam erbaute Budge-Hause gezeigt. Der sogenannte Instruktionsfilm veranschaulicht die Funktionen eines gut ausgestatteten Altersheims im Grünen. EBM schrieb später, dass es sich bei dem Film um »keine zufällige Reportage, keine fotografierte Architektur, sondern Blick in den lebendigen Organismus […] gehandelt habe.«

In »Wahlkampf 1932« dokumentiert sie, wie sich das öffentliche Leben am Ende der Weimarer Republik zunehmend polarisierte. Auf einer Demonstration ist das berühmte antifaschistische Logo des Bauhäuslers Max Gebhard zu sehen. Von ihrem Atelierfenster aus filmt Ella Bergmann-Michel SA-Truppen, die durch die Straßen Frankfurts marschieren. Als sie das NSDAP-Wahllokal filmte, wurde sie von der Polizei verhaftet, kurz darauf aber freigelassen. Sie wurde unter polizeiliche Beobachtung gestellt und musste die Dreharbeiten einstellen. Die Nationalsozialisten erteilten Bergmann-Michel und ihrem Ehemann Robert Michel Berufsverbot, woraufhin sich das Paar aufs Land zurückzog. Bergmann-Michel konnte das Filmmaterial zu einem Freund nach London schmuggeln und somit vor der Vernichtung durch die Nazis retten.

In ihren Film »Fliegende Händler in Frankfurt am Main« nutzt EBM die Mobilität der Kinamo-Kamera, um sich ungeachtet der Menschen der Umgebung durch die Straßen Frankfurts zu bewegen. Mit der Kamera erforscht sie die Überlebensstrategien vagabundierender Straßenhändler, klettert auf Mauern und Gebäude um das Treiben in der Stadt und auf dem Jahrmarkt aus der Vogelperspektive aufnehmen zu können. EBM arbeitete in ihren Filmen meist ohne Drehbuch, sondern vertraute ihrer direkten Beobachtung.

Zu den eingeladenen Expertinnen: Maria Hemmleb und Jutta Hercher forschen seit vielen Jahren zu Leben und Werk von Ella Bergmann-Michel. Im Live-Gespräch sprechen sie über ihre Forschung und ihre Arbeit als Filmemacherinnen und Filmkuratorinnen.


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 August 31, 2020  1h10m